PIOTR STEPANOWITSCH in «Die Dämonen»

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    2. Teil, 1. Kapitel - Die Nacht.

    Piotr Stepanowitsch und Nikolaj Wsewolodowitsch. 

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    7436550 7436550 XlPIOTR: Also hören Sie zu. Als ich mich vor etwa zehn Tagen hierher, das heißt überhaupt hierher in diese Stadt begab, da nahm ich mir natürlich vor, eine Rolle zu spielen. Das beste wäre wohl gewesen, ganz ohne Rolle aufzutreten, sich so zu geben, wie man eben ist, nicht wahr? Es gibt nichts Schlaueres, als sich selbst zu mimen, weil dann einem doch niemand glaubt. Aber offengestanden wollte ich die Rolle eines Dummkopfes wählen, denn es ist viel leichter, einen Dummian zu spielen als sich selbst. Da indessen ein Dummkopf immerhin ein Extrem ist und Neugierde erregen kann, so bin ich schließlich doch endgültig bei meiner eigenen Person stehengeblieben. Nun, was bin ich denn, und was stelle ich eigentlich vor? Ich gehöre zur goldenen Mitte: bin weder klug noch dumm, ziemlich unbegabt und vom Monde heruntergesprungen, wie hier verständige Leute sagen, nicht wahr? [...] Ah, Sie sind einverstanden, das freut mich! Ich wußte im voraus, daß es Ihre eigenen Gedanken sind ... Seien Sie unbesorgt, seien Sie unbesorgt, ich nehme es Ihnen durchaus nicht übel, und habe mich durchaus nicht in diesem Licht gezeigt, um Ihnen entgegengesetzte Lobsprüche zu entlocken, wie etwa: ›Nein, Sie sind nicht unbegabt, nein, Sie sind klug‹ ... Ah, Sie lächeln wieder! ... Ich bin wieder hineingefallen. Sie hätten gar nicht gesagt, daß ich klug sei, na, allerdings, ich nehme es dennoch an. Passons, wie mein Herr Papa sagt, und nehmen Sie mir, nebenbei bemerkt, meine Redseligkeit nicht übel. Übrigens, da haben wir wieder ein Beispiel: ich rede immer viel, das heißt, ich mache viel Worte und haste dabei, und es kommt doch nichts heraus. Weshalb spreche ich soviel, ohne daß dabei etwas zustande kommt? Nun, weil ich eben nicht zu reden verstehe. Wer reden kann, der spricht kurz. Da haben wir also schon ein Beispiel meiner Unbegabtheit, nicht wahr? Da aber diese Gabe der Unbegabtheit bei mir ganz natürlich ist, warum sollte ich sie da nicht künstlich ausnutzen? Also tue ich es eben. Allerdings dachte ich, als ich mich hierherzureisen anschickte, anfangs zu schweigen. Aber erstens gehört zum Schweigen ein großes Talent, und somit ist es nichts für mich, und zweitens ist Schweigen immerhin auch gefährlicher. Also beschloß ich denn endgültig, daß es schon besser sei, zu reden, aber eben nach der Art eines Unbegabten, das heißt: wirklich viel zu sprechen, sich stets zu beeilen, immer etwas zu beweisen und sich dabei schließlich so zu verwickeln, daß der Zuhörer die Hände über den Kopf zusammenschlagen und fortgehen sollte, ohne zu Ende gehört zu haben und am liebsten noch ausspucken würde ... Das Ergebnis ist dann, daß man erstens diesen Zuhörer von seiner Einfalt überzeugt, zweitens ihn sehr gelangweilt hat und drittens ihm unverständlich bleibt! Da hat man also drei Vorteile mit einemmal! Ich bitte Sie, wer wird einen da daraufhin noch irgendwelcher geheimer Pläne verdächtigen? Ja, jedermann hier wird es für eine persönliche Beleidigung halten, wenn ihm jemand sagt, ich gebe mich mit solchen geheimnisvollen Plänen ab. Außerdem bringe ich die Menschen hier mitunter zum Lachen, und das ist auch viel wert. Sie werden mir jetzt alles schon allein deshalb verzeihen, weil es sich herausstellt, daß ich, der Überschlaue, der dort im Auslande Proklamationen verfaßt haben soll, hier dümmer bin als sie es selbst sind, nicht wahr? Ich sehe schon Ihrem Lächeln an, daß Sie meine Ansicht teilen.

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