MICHAEL KRAMER in «Michael Kramer» II.

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    4. AKT

    Michael Kramer, seine Tochter Michaline und Lachmann 

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    Michaline führt Liese Bänsch, die einfach und dunkel gekleidet ist, herein. Beide Frauen bleiben gleich bei der Türe stehn. Liese hält das Taschentuch vor den Mund.

    KRAMER: (scheinbar ohne Liese zu bemerken, entzündet ein Streichholz und steckt Lichter an. Lachmann setzt diese Tätigkeit fort, bis zwei Armleuchter und etwa sechs einzelne Lichter brennen.) Was haben die Gecken von dem da gewußt: diese Stöcke und Klötze in Mannsgestalt!? Von dem und von mir und von unsren Schmerzen!? Sie haben ihn mir zu Tode gehetzt. Erschlagen, Lachmann, wie so'n Hund. Das haben sie, denn das kann ich wohl sagen. – Und sehn Se; was konnten sie ihm denn tun? Nun also: Tretet doch her, ihr Herrn! Immer seht ihn euch an und beleidigt ihn! Immer tretet herzu und versucht, ob ihr's könnt! Hörn Se, Lachmann: Das ist nun vorbei! – Er nimmt ein seidenes Tuch vom Angesicht des Toten. 's ist gut, wie er daliegt! 's ist gut! 's ist gut! – Im Scheine der Kerzen gewahrt man in der Nähe des Toten eine Staffelei, auf der gemalt worden ist. An diese setzt sich nun Kramer. Er fährt fort, unbeirrt, als ob außer ihm und Lachmann niemand zugegen wäre. Ich habe den Tag über hier gesessen, ich habe gezeichnet, ich habe gemalt, ich habe auch seine Maske gegossen. Dort liegt sie, dort, in dem seidnen Tuch. Jetzt gibt er dem Größten der Großen nichts nach.Er deutet auf die Beethovenmaske. Und will man das festhalten, wird man zum Narren. Was jetzt auf seinem Gesichte liegt, das alles, Lachmann, hat in ihm gelegen. Das fühlt' ich, das wußt' ich, das kannt' ich in ihm und konnte ihn doch nicht heben, den Schatz. Sehn Se, nun hat ihn der Tod gehoben. – Nun ist alles voll Klarheit um ihn her, das geht von ihm aus, von dem Antlitz, Lachmann, und hörn Se, ich buhle um dieses Licht, wie so'n schwarzer, betrunkner Schmetterling. – Hörn Se, man wird überhaupt so klein: Das ganze Leben lang war ich sein Schulmeister. Ich habe den Jungen malträtiert, und nun ist er mir so ins Erhabne gewachsen. – – Ich hab' diese Pflanze vielleicht erstickt. Vielleicht hab' ich ihm seine Sonne verstellt: dann war' er in meinem Schatten verschmachtet. Aber sehn Se, Lachmann, er nahm mich nicht an, und wenn ihm vielleicht der Freund gefehlt hat ... Ich, Lachmann, durfte der Freund nicht sein. – Als damals das Mädchen bei mir war, da hab' ich ... da hab' ich mein Bestes versucht. Doch da kriegte das Böse in ihm Gewalt, und wenn das Böse in ihm Gewalt kriegte – da tat es ihm wohl, mir wehe zu tun. Reue? Reue kenne ich nicht! Aber ich bin zusammengeschrumpft. Ich bin ganz erbärmlich vor ihm geworden. Ich sehe zu diesem Jungen hinauf, als wenn es mein ältester Ahnherr wäre!

    Liese Bänsch wird von Michaline herangeführt, sie legt ihren Kranz zu den Füßen des Toten nieder, Kramer blickt auf und ihr grade ins Gesicht.

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