RAPPELKOPF in «Der Alpenkönig und der Menschenfeind»

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    1. Aufzug, 11. Auftritt  

    Rappelkopf allein. 

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    21316382 21316382 XlKürzeres Zimmer. Rechts die Eingangstür, links führt eine Glastür nach dem Garten. Auf dieser Seite befindet sich ein massiver altmodischer Tisch und ein Stuhl. Rechts an der Wand neben der Tür ein hoher Spiegel. Neben der Gartentür ein Sekretär.

    RAPPELKOPF: 
    (kommt in heftiger Bewegung zur Glastür herein. Sein ganzes Wesen ist sehr auffahrend. Er sieht die Menschen nur auf Augenblicke oder mit Seitenblicken an und wendet sich schnell, entweder erzürnt oder verächtlich, von ihnen ab und singt.)


    Ja, das kann nicht mehr so bleiben,
    's ist entsetzlich, was sie treiben.
    Ins Gesicht werd ich belogen,
    Hinterm Rücken frech betrogen,
    's Geld muß ich am End vergraben,
    Denn sie stehln als wie die Raben.
    Ich hab keinen Kreuzer Schulden,
    Bare hunderttausend Gulden,
    Und doch wirds mir noch zu wenig,
    Es tät not, ich wurd ein König.
    Meine Felder sind zerhagelt,
    Meine Schimmel sind vernagelt,
    Meine Tochter, wie betrübt,
    Ist das ganze Jahr verliebt.
    Alle Tag ist das ein Gwinsel
    Um den Maler, um den Pinsel,
    Der kaum hat ein Renommee,
    Und vom Geld ist kein Idee.
    Und mein Weib, bei allen Blitzen,
    Will die Frechheit unterstützen,
    Sagt, er wär ein Mann zum Küssen,
    Wie die Weiber das gleich wissen!
    Und das soll mich nicht verdrüßen?
    Ja, da möcht man sich erschießen.
    Und statt daß man mich bedauert,
    Wird auf meinen Tod gelauert,
    Und so sind sie alle, alle,
    Ich zerberste noch vor Galle.
    Drum hab ich beschlossen und werd es vollstrecken,
    Ich laß von den Menschen nicht länger mich necken.
    Ich lasse mich scheiden, ich dringe darauf.
    Der ganzen Welt künd auf Michäli ich auf.
    Die Liebe, die Sehnsucht, die Freundschaft, die Treue,
    Mir falln s' nur nicht alle gschwind ein nach der Reihe,
    Die lockenden, falschen, gewandten Mamsellen,
    Die mich fast ein halbes Jahrhundert schon prellen,
    Die lad ich noch einmal zum Frühstück ins Haus
    Und peitsch sie, wie Timon, zum Tempel hinaus.

    Es ist aus! Die Welt ist nichts als eine giftge Belladonna, ich habe sie gekostet und bin toll davon geworden. Ich brauch nichts von den Leuten, und sie kriegen auch nichts von mir, nichts Gutes, nichts Übles, nichts Süßes und nichts Saures. Nicht einmal meinen sauren Wein will ich ihnen mehr verkaufen. Ich habe Aufrichtigkeit angebaut, und es ist Falschheit herausgewachsen. Es ist schändlich, ich bin auf dem Punkte durch meinen eignen Schwager zum Bettler zu werden. Er hat mich überredet, mein Vermögen einem Handlungshause in Venedig anzuvertrauen, das jetzt dem Sturze nah sein muß. Ich erhalte keine Interessen, keinen Brief von meinem heuchlerischen Schwager, den ich verkannt und der vielleicht im Bunde steht mit dem betrügerischen Volk. Und so täuscht mich alles! alles! Darum will ich keinen Kameraden mehr haben als die zanksüchtige Erfahrung.

    Das ist der vorsichtge, weltghetzte Hase
    Mit der vom Unglück zerstoßenen Nase,
    Mit dem millionmal verwundeten Schädel,
    Das ist mein Mann, den behandle ich edel.

    Ich hab zu viel ausgestanden in der Welt. Mich hat die Freundschaft getäuscht, die Liebe betrogen und die Ehe gefoltert. Ich kanns beweisen, ich hab vier Attestaten, denn ich hab das vierte Weib. Und was für Weiber! Eine jede hat eine andere Untugend ghabt. Die erste war herrschsüchtig. Die hat wollen eine Königin spielen. Bis ich als Treffkönig aufgetreten bin. Die zweite war eifersüchtig bis zum Wahnsinn. Wie sich nur eine Fliegen auf meinem Gsicht hat blicken lassen, pums, hat sie s' erschlagen. Das waren zwei Ehen – da kann man sagen, Schlag auf Schlag. Die dritte war mondsüchtig. Wenn ich in der Nacht hab etwas auf sie sprechen wollen, ist sie auf dem Dach oben gsessen. Jetzt frag ich einen Menschen, ob das zum Aushalten war? Aber sie haben doch behauptet, sie könnten mit mir nicht leben, und sind aus lauter Bosheit gestorben. Bin aber nicht gscheid geworden, hat mich die Höllenlust angewandelt, eine vierte zu nehmen. Eine vierte, die viermal so falsch ist als die andern drei. Die mein Kind in ihrem Ungehorsam unterstützt. Den Maler protegiert, den Maler, der vor Hunger alle Farben spielt. Nichts als immer wispert mit der Dienstbotenbrut, Komplotte macht gegen ihren Herrn und Meister. (Sieht zur halboffnen Eingangstür hinaus.) Aha! Da schleicht das Stubenmädel herum. Die hat schon wieder eine Betrügerei im Kopf. Die wär nicht so übel, das Stubenmädel, das ist noch die sauberste – aber ich hab einen Haß auf sie, einen unendlichen – ich werd sie aber doch hereinrufen, bloß um sie auf eine feine Art auszuforschen. He! Lischen! (Schreit.) Herein mit ihr!


       

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