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Atalanta allein.
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ATALANTA:
Da oben schläft ein Gott in seinen Sternen,
Er hat sich hinter Mondeswand gelegt.
Der hat gut schlafen. Ach, du alter Bettler.
Wirst du mir helfen! Ich bin so verzweifelt.
Du mußt aufwachen, wirst du wohl aufwachen.
Da hängt der Schächer an das Kreuz genagelt.
Du hast geschworen, unserm Leid zu helfen.
Du hast der Welten Leid dir aufgeladen.
Hier hast du meins. Du sollst es dir aufpacken.
Ich kann's nicht tragen, kann's nicht tragen mehr.
[...] Wach auf, Gott, wenn es jemals Zeit für dich
Zu helfen war. Hier kannst du reichlich helfen.
Tu's doch. Ich will dir tausend Kirchen stiften,
Voll Priestern, Kerzen, Bildern, Meßgeräten,
Voll Fahnen, Kanzeln, Weihrauch, Altardecken,
Voll Tabernakeln, Gold und Spezerei,
Voll Orgeln, Pfeifen, Pauken, Tubaton,
Voll Stolen, Säulen, Chor und Litanein.
Ich will mit Prozessionen um dich ziehn,
Mit Gold und Purpur, meinen Rücken geißeln,
Das blutge Fleisch zu deinem Wohlgeruch.
Hilf mir nur heut, ich zahl dir täglich heim,
Mit tausend Zinsen zahle ich dich aus.
Du sollst umsonst nichts tun, so wahr ich knie
Verzweifelt hier vor dir und deinem Bild.
Bring aus dem Hause ihn. Laß auf der Treppe
Ihn niederbrechen, laß ihn stolpern doch.
Er möchte sich in einen Winkel hocken
Und in der Dunkelheit ihn niederstoßen.
O wär er aus dem Hause, wär er fort.
Hier kannst du wirklich etwas Gutes tun.
Bring aus dem Haus ihn fort. Was soll ich machen?
Ich bin ein Weib nur. Ach, ich habe Angst.
War ich ein Mann, ich würd ihn niederstoßen.
Ich kann nicht leben mehr vor Schmach, Angst, Grauen.
Doch fehlt mir auch zu sterben jeder Mut.
(Sie umklammert mit beiden Fäusten das Kruzifix.)
O gäbest du, daß aus dem Haus er kam.
O Gott, o Gott. O wär er aus dem Haus,
Und mit den Gästen aus dem Hause fort,
Mit ihnen aus dem Hause unerkannt.
O Gott, o großer Gott.