TARTUFFE in «Tartuffe»

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    3. Akt, 3. Auftritt 

    Tartuffe und Elmire 

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    TARTUFFE:  
    Und sollen unsre Sinne nicht entflammen
    Für Gottes höchstes Meisterstück?
    Strahlt es nicht seine Göttlichkeit zurück?
    Strömt nicht sein hellster Glanz darauf zusammen?
    Er gab der Frauenschönheit den Beruf,
    Den Blick zu rühren und das Herz zu wärmen;
    Für sein vollendetes Geschöpf zu schwärmen
    Heißt ihn anbeten, der es schuf:
    So lieb' ich Sie, sein schönstes Ebenbild,
    So lieb' ich Sie, bereit für Sie zu sterben! –
    Erst fürchtet' ich, der Teufel sei gewillt,
    Durch diese Leidenschaft mich zu verderben;
    Ich war entschlossen, Sie zu fliehn,
    Aus Angst vor der Versuchung, die mir drohte.
    Doch dies Gefühl, das mir so sündig schien,
    Hält Leidenschaft mit Sittsamkeit gepaart
    Und lästert keine heiligen Gebote;
    Drum hab' ich länger nicht mein Herz bewahrt,
    Wohl ist es tollkühn, Ihnen zu vertraun,
    Wie heiß dies Herz für Sie erglühte;
    Wohl darf ich auf mein schwaches Flehn nicht baun;
    Doch bau' ich um so mehr auf Ihre Güte.
    Sie sind mein Heil, mein Hort, mein Traum, mein Wachen,
    Sind meine Seligkeit und meine Qual;
    Bei Ihnen, nur bei Ihnen steht die Wahl,
    Ob Sie mich glücklich oder elend machen.
    [...]
    Der ist gefesselt ohne Widerstand.
    Mit Staunen hören Sie mich also sprechen:
    Ja, glaubten Sie, daß ich ein Engel sei?
    Statt über mich den Stab zu brechen,
    Verklagen Sie sich selbst der Zauberei!
    Seit mich Ihr überird'scher Glanz umflossen,
    Beherrschen Sie mein Herz als Königin;
    Seit diese Himmelsanmut mir erschlossen,
    Schmolz alle meine Festigkeit dahin.
    Ich rang in Tränen, Fasten und Gebeten
    Vergeblich gegen Ihrer Reize Macht!
    Was tausend Blicke, tausend Seufzer flehten,
    Ich hab' es nur in Worte noch gebracht.
    Ach, wär' Ihr gütiges Erbarmen
    Nicht gegen Ihres Knechtes Notschrei taub,
    Und wollten Sie in mitleidvollen Armen
    Mich Niedrigsten emporziehn aus dem Staub,
    O glauben Sie mir, süßes Weib, ich wäre
    Von grenzenloser Treue bis zum Tod;
    Verbürgen wollt' ich mich, daß Ihrer Ehre
    Niemals Verrat, niemals Entdeckung droht.
    Weltliche Männer, die den Fraun gefallen,
    Berühmen laut sich der Verführungskunst;
    Sie lassen ihre Siege widerhallen
    Und brüsten sich mit der genoßnen Gunst;
    Durch prahlerische Redefluten
    Entweihn sie keuscher Opferung Altar.
    Bei Leuten unsres Schlags droht nie Gefahr;
    Die nähren schweigend die geheimen Gluten.
    Besorgt um unsern Ruf in tiefster Brust
    Entziehn wir der Geliebten jedes Bangen;
    Von uns und nur von uns läßt sich erlangen
    Lautlose Lieb' und angstbefreite Lust.

      

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