ALCEST in «Die Mitschuldigen»

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    22367647 22367647 XlALCEST:
    Ihr großen Geister sagt, daß keine Tugend sei
    Und Liebe Sinnlichkeit und Freundschaft Heuchelei,
    Daß man kein einzig Herz mit festen Mauern finde,
    Daß nur Gelegenheit die Stärksten überwinde,
    Daß es, wenn man in uns das Laster je vermißt,
    Beim Jüngling Blödigkeit und Furcht beim Mädchen ist.
    Es zittert, spottet ihr, die unerfahrne Jugend.
    Doch ist dies Zittern nicht selbst ein Gefühl von Tugend?
    Ist diese Sympathie, dies schwimmende Gefühl,
    Dem man sich schwer entreißt, nichts als ein Fibernspiel?
    Wie süß verträumt ich nicht die jugendlichen Stunden
    Einst in Sophiens Arm. Ich hatte nichts empfunden,
    Bis mir der Druck der Hand, ihr Blick, ihr Kuß entdeckt,
    Wie's einem Neuling ist, wenn er die Wollust schmeckt.
    Uns führte keine Wahl mit klugem Rat zusammen,
    Wir sahn einander an, und standen schon in Flammen.
    Bist du der Liebe wert, ward da nicht lang gefragt;
    Es war erst halb gefühlt, und war schon ganz gesagt.
    Wir lebten lange so die süßen Augenblicke;
    Zuletzt verschlug es sich. Ich fluchte dem Geschicke,
    Und schwur, daß Freundschaft, Lieb und Zärtlichkeit und Treu
    Der Maskeradenputz verkappter Laster sei.
    Und sucht in dem Gewühl der körperlichen Triebe
    Den Tod des Vorurteils, von Tugend und von Liebe.
    Zuletzt verhärteten mich Wollust, Stolz und Zeit;
    Ich glaubte mich vor aller Zärtlichkeit.
    Stolz kehrt ich zu Sophien. Wie schön war sie geworden!
    Ich stutzte. »Ha, ihr Mann ist doch vom großen Orden
    Schon lange Ritter! Doch sie hat der Freunde mehr.
    Es sei drum! Wenn du kommst, so macht sie dir's nicht schwer.
    Ihr Sperren rührt mich nur, daß ich die Nase rümpfe:
    Gnung! Das gewohnte Spiel vom Faun und von der Nymphe.«
    So dacht ich, sah sie oft, allein da fühlt ich was,
    Ihr liederlichen Herrn, erklärt mir, was ist das?
    Das hier mich immer schilt, hier immer für sie redet,
    Mir alle Kühnheit raubt, und jeden Anschlag tötet.
    Sie nennt mich ihren Freund, eröffnet mir ihr Herz;
    Ich schwur die Freundschaft ab, doch teil ich ihren Schmerz.
    Sie sagt, sie habe mich als alle Menschen lieber;
    Ha! denk ich, Lieb ist Tand, und freu mich doch darüber.
    Sie liebt mich und verläßt doch ihre Tugend nie;
    Die Tugend glaub ich nicht, und doch verehr ich sie.
    Heut hofft ich ziemlich viel und wagte nichts zu nehmen.
    So bös und doch so feig! Ich muß mich wahrlich schämen.
    Entweder nennet mich Weib! Tückisch ohne Kraft!
    Wo nicht, so bin ich noch nicht völlig lasterhaft.
    Was ist's? was treibt dich an, ihr Leben zu versüßen?
    Ist's Lieb? Ist's Eigennutz? Gedenkst du zu genießen,
    Und willst es kaufen? Nein! Ich weiß, es fehlt ihr Geld,
    Und sie vertraut mir's nicht, das ist's, was mir gefällt.
    Ich sinne jetzo nur auf ein versteckt Geschenke;
    Ich habe just noch Geld. Gut, daß ich gleich dran denke.
    Ich muß es zählen.

    Er öffnet die Schatulle.

    Was! Was seh ich! Teufel! Leer!
    Von hundert Spezies kaum fünfundzwanzig mehr!
    Seit heute nachmittag! Wer konnte sie entwenden?
    Die Schlüssel kamen nicht die Zeit aus meinen Händen.
    Wer war im Zimmer? Ha! Sophie! Gedanke fort!
    Mein Diener? O, der liegt an einem sichern Ort.
    Er schläft, gleich will ich hin, mit Lärm ihn aufzuwecken;
    Wenn er der Täter ist, verrät er sich im Schrecken.

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