AGNES in «Die Schule der Frauen»

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    2. Akt, 6. Auftritt 

    Agnes und Arnolph 

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    1394282 1394282 XlAGNES:
    Kaum glaubhaft scheint's und äußerst wunderlich.

    Auf dem Balkon im Kühlen saß ich stickend;
    Da sah ich einen jungen hübschen Mann
    Dort unterm Baum vorbeigehn; mich erblickend
    Hielt er mit einem tiefen Bückling an.
    Ich, um an Höflichkeit ihm nicht zu weichen,
    Gab meinerseits das Kompliment ihm wieder:
    Drauf neigt' er sich zum zweiten Male nieder,
    Und ohne Säumen ich desgleichen.
    Dann, wie er mir den dritten Gruß bezeugte,
    Sandt' ich ihm ebenfalls den dritten Gruß.
    Er ging und kam zurück mit raschem Fuß,
    Wobei er immer netter sich verbeugte,
    Und ich, die aus dem Aug' ihn nicht verlor,
    Erwiderte mit Knicksen wie zuvor
    Und hätt' es fortgesetzt noch lange Zeit,
    Wär' mittlerweile nicht die Nacht erschienen:
    Ich wollte doch den Vorwurf nicht verdienen,
    Daß er mich übertraf' an Höflichkeit.
    [...]
    Am Morgen drauf – vors Hoftor war

    Ich just getreten – naht sich eine Alte
    Und sagt zu mir: »Mein Kindchen, Gott erhalte
    So schön und lieblich Sie noch manches Jahr.
    Er hat Sie nicht mit solchem Reiz bekleidet,
    Damit Sie ungenützt Ihr Pfund vergraben;
    Drum sei es Ihnen nicht verhehlt: Sie haben
    Ein Herz verwundet, das nun klagt und leidet.«
    [...]

    »Und wie verwundet!« sagt sie, »ei Gott straf'!
    Der Herr ist's, den Sie vom Balkon gesehn.« »Und wer,«
    Ruf' ich, »ist schuld? Ließ ich von ungefähr
    Etwas hinunterfallen, das ihn traf?«
    »Nein,« sagt sie, »nur Ihr Blick hat ihn getroffen,
    Und nur von diesem welkt er hin.«
    Drauf ich: »Du lieber Gott, ich will nicht hoffen,
    Daß ich mit bösem Blick behaftet bin.«
    »Ja,« sagt sie, »diesem Aug' entströmt ein Gift,
    Das Sie nicht ahnen, und das tödlich trifft.
    Mit einem Wort, der Ärmste liegt im Sterben,
    Und wenn Ihr steinern Herz mit Hilfe kargt,«
    So sprach die Gute, »muß er schnöd' verderben
    Und wird vielleicht schon morgen eingesargt.«
    Ich drauf: »Ach Gott, das wär' mir schrecklich leid!
    Was könnt' ich tun, zu heilen sein Gebrechen?«
    »Sein Wunsch, mein Kind,« versetzt sie, »geht nicht weit:
    Er möchte nur Sie wiedersehn und sprechen:
    Ihr Aug' allein, das ihn verwundet, gibt
    Ihm Heilung, kann vor Untergang ihn wahren.«
    »Ach, gerne!« sagt' ich, »nun ich das erfahren,
    Soll er mich sehn, so oft es ihm beliebt.«

     

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