RECHA in «Nathan der Weise»

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    5. Akt, 6. Szene 

    Recha und Sittah 

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    3713825 3713825 XlRECHA 
    Nein; meine Freundin, meine Schwester
    Gibt das nicht zu! Gibt nimmer zu, daß mir
    Ein andrer Vater aufgedrungen werde!
      
    Meine gute böse Daja kann

    Das wollen, – will das können. – ja; du kennst
    Wohl diese gute böse Daja nicht?
    Nun, Gott vergeb' es ihr! – belohn' es ihr!
    Sie hat mir so viel Gutes, – so viel Böses
    Erwiesen! [...] Doch! recht viel,
    Recht viel! [...] Eine Christin, die
    In meiner Kindheit mich gepflegt; mich so
    Gepflegt! – Du glaubst nicht! – Die mir eine Mutter
    So wenig missen lassen! – Gott vergelt'
    Es ihr! – Die aber mich auch so geängstet!
    Mich so gequält! [Und weißt du warum?]
    Ach! die arme Frau – ich sag dir's ja

    Ist eine Christin; – muß aus Liebe quälen;
    Ist eine von den Schwärmerinnen, die
    Den allgemeinen, einzig wahren Weg
    Nach Gott zu wissen wähnen!

    Und sich gedrungen fühlen, einen jeden,
    Der dieses Wegs verfehlt, darauf zu lenken. –
    Kaum können sie auch anders. Denn ist's wahr,
    Daß dieser Weg allein nur richtig führt:
    Wie sollen sie gelassen ihre Freunde
    Auf einem andern wandeln sehn, – der ins
    Verderben stürzt, ins ewige Verderben?
    Es müßte möglich sein, denselben Menschen
    Zur selben Zeit zu lieben und zu hassen. –
    Auch ist's das nicht, was endlich laute Klagen
    Mich über sie zu führen zwingt. Ihr Seufzen,
    Ihr Warnen, ihr Gebet, ihr Drohen hätt'
    Ich gern noch länger ausgehalten; gern!
    Es brachte mich doch immer auf Gedanken,
    Die gut und nützlich. Und wem schmeichelt's doch
    Im Grunde nicht, sich gar so wert und teuer,
    Von wem's auch sei, gehalten fühlen, daß
    Er den Gedanken nicht ertragen kann,
    Er müss' einmal auf ewig uns entbehren!

    Allein – allein – das geht zu weit!
    Dem kann ich nichts entgegensetzen; nicht
    Geduld, nicht Überlegung; nichts!

    Was sie mir eben itzt entdeckt will haben.

    Wir nahten, auf dem Weg hierher, uns einem
    Verfallnen Christentempel. Plötzlich stand
    Sie still; schien mit sich selbst zu kämpfen; blickte
    Mit nassen Augen bald gen Himmel, bald
    Auf mich. Komm, sprach sie endlich, laß uns hier
    Durch diesen Tempel in die Richte gehn!
    Sie geht; ich folg ihr, und mein Auge schweift
    Mit Graus die wankenden Ruinen durch.
    Nun steht sie wieder; und ich sehe mich
    An den versunknen Stufen eines morschen
    Altars mit ihr. Wie ward mir? als sie da
    Mit heißen Tränen, mit gerungnen Händen
    Zu meinen Füßen stürzte ...

    Und bei der Göttlichen, die da wohl sonst
    So manch Gebet erhört, so manches Wunder
    Verrichtet habe, mich beschwor; – mit Blicken
    Des wahren Mitleids mich beschwor, mich meiner
    Doch zu erbarmen! – Wenigstens, ihr zu
    Vergeben, wenn sie mir entdecken müsse,
    Was ihre Kirch' auf mich für Anspruch habe.

    Ich sei aus christlichem Geblüte; sei getauft;
    Sei Nathans Tochter nicht; er nicht mein Vater! –
    Gott! Gott! Er nicht mein Vater! – Sittah! Sittah!
    Sieh mich aufs neu' zu deinen Füßen ...


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