ROSAURA in «Das Leben ein Traum» I.

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    2. Aufzug 

    Rosaura allein.  

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    ROSAURA: 
    Wohl mir, wenn ich nicht sie kennte!
    Hilf mir, Himmel! Welches Weib,
    Noch so klug und so bedächtig,
    Würde sich zu raten wissen
    In so schrecklichem Gedränge?
    Gibt es jemand wohl hienieden,
    Den des Himmels rauhe Härte
    Mehr verflocht in schwere Leiden,
    Mehr durch Mißgeschick bekämpfte?
    Was zu thun in der Verwirrung,
    Wo unmöglich zu erspähen
    Scheint ein Mittel, das erleichtre,
    Noch Erleichtrung, die mir helfe?
    Seit dem ersten Mißgeschicke
    Ist, was vorgeht, was begegnet,
    Stets ein neues Mißgeschick;
    Denn, einander selbst beerbend,
    Folgt dem ersten stets das zweite.
    Wie man von dem Phönix meldet,
    Stammet eines von dem andern,
    Leben aus dem Tode nehmend;
    Und mit ihrer Asche bleibt
    Immerdar ihr Grab erwärmet.
    Feige sei'n die Mißgeschicke,
    Sprach ein Weiser; denn man sehe
    Keines unbegleitet kommen.
    Doch ich sage, sie sind Helden;
    Denn sie schreiten immer vor,
    Ohne je sich umzuwenden.
    Wem sie zum Geleite dienen,
    Der kann alles unternehmen;
    Denn er fürcht' in keinem Falle,
    Daß von ihm sie sich entfernen.
    Sagen darf ich's; denn bei allem,
    Was im Leben mir begegnet,
    Fand ich nie mich sonder Unglück;
    Nie ermattet's, bis es endlich
    Mich, verwundet vom Geschicke,
    Wird im Arm des Todes sehen.
    Wehe mir! Was soll ich thun
    In der Not, die jetzt mich ängstet?
    Sag' ich, wer ich bin, so könnte
    Leicht Clotald, dem doch mein Leben
    Schutz und Ehre hat zu danken,
    Sich von mir beleidigt wähnen;
    Denn er sagt mir, daß ich schweigend
    Harren soll auf Hilf' und Ehre.
    Sag' ich, wer ich bin, Astolfen
    Nicht, und wird er hier mich sehen:
    Wie verhehl' ich mich vor ihm?
    Denn wofern auch sich verstellen
    Stimme, Zung' und Augen wollten,
    Wird das Herz sie Lügner schelten.
    Was zu thun? – Doch warum sinn' ich,
    Was ich thun soll? Denn ich werde,
    Wie ich auch mich vorbereite,
    Alles überdenk' und wäge,
    Wenn der Augenblick erscheint,
    Doch nur dem Gebot des Schmerzes
    Folge leisten. Kann doch niemand
    Seines Grams Gewalt beherrschen!
    Und da meine Seele zagt,
    Eine feste Wahl zu treffen,
    Wohl, so komme heut der Schmerz
    An sein Ziel, es komm' ans Ende
    Heut die Qual; ich will auf einmal
    Allem Zweifel und Bedenken
    Mich entreißen; doch bis dahin
    Steht mir bei, ihr hohen Mächte!

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