Bewertung und Kritik zu
DAS THEATER UND SEIN DOUBLE. EINE PROJEKTION
nach Antonin Artaud
Regie: Kieran Joel
Premiere: 20. Juni 2020
Theater im Bauturm Köln
Zum Inhalt: Nach einer pandemiebedingten Ruhephase können die Theater im Sommer 2020 ihre Tore wieder für einige Monate öffnen. Auf diese besondere Situation reagieren Regisseur Kieran Joel und sein Team mit einer ungewöhnlichen Maßnahme: Aus Wien wird der Schauspieler Bernhard Dechant eingeflogen, um mit minimaler Vorlaufzeit einen Theaterabend auf die Beine zu stellen, der gewissermaßen ohne Latenzzeit ins Herz der Krise zielt. Unter Berufung auf Antonin Artauds berühmtes Traktat Das Theater und sein Double (1933) entsteht ein wildes und ungestümes Panorama einer Welt im Umbruch: Auf der einen Seite Isolation und verzweifelte Rettungsversuche der Kunstform Theater, auf der anderen Seite fassungslose Faszination angesichts der Dimensionen einer präzedenzlosen weltweiten Ausnahmelage. Mithin erscheint die Sachlage wie von Artaud selbst geskriptet, dessen Hoffnungen auf eine Bühnenrevolution sich plötzlich auf ganz andere Weise zu manifestieren scheinen - zumindest eröffnet sein Leitsatz "Das Theater ist wie die Pest - es dient dazu, gewaltige kollektive Abszesse zu entleeren" im Jahr 2020 noch einmal ganz andere Assoziationen als zur Zeit der Entstehung von Artauds Pamphlet.
Mit Bernhard Dechant und Jeremy Mockridge
Regie: Kieran Joel
Kamera und Schnitt: Nazgol Emami
Musik: Koxette
Ausstattung: Katharina Wilting
Regieassistenz: Ronja Meter
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