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SPIELPLAN & KARTEN

Minna von Barnhelm

Bewertung und Kritik zu

MINNA VON BARNHELM
von Gotthold Ephraim Lessing
Regie: Thomas Schendel 
Premiere: 21. Januar 2017 
Schlosspark Theater, Berlin

Der unehrenhaft aus der preußischen Armee entlassene Major von Tellheim hat nach Ende des Siebenjährigen Krieges mit seinem Diener in einem Berliner Gasthof Quartier bezogen. Voller Stolz lässt er sich nicht anmerken, dass er in Geldnot steckt.
Als ein weiterer Gast – eine Dame von Stand – eintrifft, soll von Tellheim in ein schlechteres Zimmer umziehen. Verärgert beschließt er, abzureisen. Was er jedoch nicht ahnt: bei der Dame handelt es sich um Wilhelmine „Minna“ von Barnhelm, seine Verlobte, die ihn in den Kriegswirren aus den Augen verloren hatte und nun nach ihm sucht.

mit Oliver Mommsen, Katharina Schlothauer, Harald Heinz, Oliver Nitsche, Mario Ramos, Maria Steurich, Anton Spieker & Christian Hartmann

Regie: Thomas Schendel
Bühne & Kostüm: Daria Kornysheva

4.2 von 5 Sterne
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Temperamentvoll
8 Jahre her.
Kritik
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Es ist wieder ein Klassiker auf die Bühne des Schlosspark-Theaters gekommen, Lessings Minna von Barnhelm. Uraufgeführt 1767 in Hamburg,

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greift die „erste Komödie Deutschlands“ die seinerzeit aktuelle Zeitgeschichte auf. Die Handlung spielt nach Ende des Siebenjährigen Krieges, in einer Zeit von Nachkriegswirren treffen in einem Berliner Gasthof zwei Verlobte zufällig aufeinander: Wilhelmine von Barnhelm sucht, zusammen mit ihrer herzerfrischenden Zofe Franziska, ihren Liebsten. Und Major von Tellheim, eben solcher, sieht sich seiner Ehre beraubt, weil abgestraft, unter Arrest stehend und ohne finanzielle Mittel, will sich also nicht finden lassen, da er eine reiche Partie unter diesen Umständen nicht mehr ehelichen kann. Auch wenn er gerade noch genug Stolz aufbringt, sich die Schmach, in der er steckt, nicht anmerken zu lassen, mit seinem seelisch offensichtlich kriegsgeschädigten Diener Just und einem lädierten Arm auf den Ausgang des Gerichtsverfahrens wartet. Wie die beiden dann doch zueinander finden, darum geht’s. Minna, im Sinne der Aufklärung ganz Frau mit Herz und Verstand

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treibt´s auf die Spitze und trickst den Major schließlich emanzipiert mit seinem eigenen Ehrbegriff aus. Regisseur Thomas Schendel nutzt die vielen humorvollen Momente, die das Stück hergibt, für eine kurzweilige Inszenierung. Dafür sorgt zum einen die Sprache, etwa wenn Paul Werner Franziska, die Zofe von Minna, als kein unebenes Frauenzimmerchen betitelt oder wenn eben diese den Riccaut de Marlinière, herrlich französisch und jede Gelegenheit nutzend, sich Vorteile zu schaffen, damit das ganze Gegenteil zum ehrenhaften Tellheim darstellend, mit den Worten „Was ist das, will das zu uns?“ begrüßt, als dieser den Raum betritt. Oder wenn Minna ihren Tellheim mit der Wahrheit „Ein Vergnügen erwarten ist auch ein Vergnügen“ konfrontiert. Vor allem lebt die Inszenierung aber von den Schauspielern, die ihre Rollen allesamt erfrischend und mit der richtigen Energie auf den Punkt spielen. Herrlich zum Beispiel, wenn Minna und Tellheim das erste Mal aufeinander treffen und leidenschaftlich und akrobatisch witzig nicht mehr voneinander lassen können, bevor sie dann von der Realität eingeholt werden. Oder wenn den Dialekten freien Lauf gelassen wird, schließlich sind Minna und Franziska ja in Sachsen beheimatet. Kostüme und Bühnenbild entsprechen der Zeit, was der Inszenierung gut zu passe kommt, das Stück ist, trotz aller inhaltlichen Widrigkeiten, eine absolut runde Inszenierung geworden.

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1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
Des Soldaten Glück
7 Jahre her.
Kritik

Klassiker haben im Steglitzer Schlossparktheater durchaus Tradition. Der Kritiker erinnert sich, hier beispielsweise als Schüler am 27. März 1960 Tschechows „Drei Schwestern“ gesehen zu haben. Das kleine Schauspielhaus, das seit 1921 im heutigen Domizil residiert, war einst die assoziierte Bühne des großen Schillertheaters am Charlottenburger Ernst-Reuter-Platz. Nach dem Ende der Staatlichen Schauspielbühnen 1993 war sein Schicksal ebenso wechselvoll wie sein Spielplan. Seit Dieter Hallervorden 2008 die Verantwortung für das Steglitzer Theater übernommen hat, kommt immer mal wieder ein Klassiker auf die Bühne, vermischt mit Erfolgsstücken unserer Tage. Jetzt hatte Gotthold Ephraim Lessings Komödie „Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück“ in der Regie von Thomas Schendel dort Premiere. Lessing schrieb mit der 1767 uraufgeführten „Minna“ das bekannteste Lustspiel der deutschen Aufklärung und eine der wichtigsten Komödien der in diesem Genre eher knapp besetzten deutschen Literaturgeschichte. 

Die Handlung spielt kurz nach Ende des Siebenjährigen Krieges im Jahre 1763. Major Tellheim (Oliver Mommsen) ist ein etwas sperriger Charakter in mißlicher Lage: verwundet, unehrenhaft aus preussischem Armeedienst entlassen (wegen eigentlich ehrenwerter eigener Widersetzlichkeit) und in seinem  Ehrgefühl tief verletzt. Nun steigt er mit seinem Diener Just (Anton Spieker) in einem Berliner Gasthof ab, um dort den Ausgang seines Prozesses abzuwarten, in dem es um die Erstattung ihm zustehenden Geldes und die Wiederherstellung seiner Reputation geht. 

Der ganze Gegenpol zu diesem angeschlagenen Charakterbild ist Tellheims Verlobte Minna von Barnhelm (Katharina Schlothauer), ein vermögendes, adeliges Fräulein mit thüringischem Landbesitz, überaus tatkräftig und mit unbeugsamem Lebensmut ausgestattet. Zusammen mit ihrer Vertrauten Franziska(Maria Steurich)  macht sie sich ungeachtet der wirren Nachkriegszeit nach Berlin auf, um ihren Verlobten Major Tellheim zu suchen, dessen Spur sie in den kriegerischen Auseinandersetzungen verloren hat, die mit der Niederlage Sachsens und dem verlustreich erkämpften Sieg Preussens endeten. 

Tellheims Selbstachtung bekommt den nächsten Dämpfer, als der Wirt des Gasthofs(Harald Heinz) ihn aus seinem Zimmer expediert, um einer adeligen Dame Platz zu machen, bei der es sich ausgerechnet um seine Verlobte handelt, deren er inzwischen aber nicht mehr würdig zu sein glaubt. In seiner äussersten Geldnot schickt er seinen Burschen Just zum Wirt mit dem Auftrag, seinen einst von Minna erhaltenen Verlobungsring zu Geld zu machen. Der Wirt zeigt diesen Verlobungsring nichtsahnend der inzwischen einlogierten  Minna, die nun ihren Verlobten in der Nähe weiss. Schritt für Schritt hellt sich nunmehr der Himmel für Tellheim auf: sein früherer Wachtmeister Paul Werner (Oliver Nitsche) bietet ihm Geld an, was er aber ablehnt. Bei Minna wird ein radebrechender Franzose namens Riccaut de la Marlinière (Mario Ramos) vorstellig und luchst ihr eine Geldspende ab, die er am Spieltisch nutzbringend einsetzen will. Ganz nebenbei überbringt er die Botschaft, dass Tellheims Prozeß durch das Eingreifen des Königs einen günstigen Ausgang genommen habe, was später ein Feldjäger (Christian Hartmann) bestätigt. 

Noch sind aber nicht alle Komplikationen beseitigt, und einen Augenblick lang sieht es sogar danach aus, dass Minna versucht hätte, die Verlobung zu lösen. Wie es sich aber für eine Komödie gehört, verziehen sich am Ende alle Wolken, die gegenseitige Zuneigung der Verlobten ist bestätigt, und einer glücklichen Zukunft beider steht nichts mehr im Wege. 

Regisseur Thomas Schendel lässt den verdienstvollen Klassiker in flotter Folge spielen. Das Bühnenbild von Daria Kornysheva mit Brokat-Tapeten und einem Konterfei Friedrichs des Grossen an der Wand unterstützt ihn dabei ebenso wie die kleine Drehbühne, die einen raschen Szenenwechsel bei gleichbleibendem Rahmendekor ermöglicht. Die einzelnen Figuren werden individuell charakterisiert und geben dem Spielverlauf das nötige Kolorit. Oliver Mommsen gestaltet souverän den Sinneswandel des Majors vom zerknirschten Pechvogel zum wieder feurigen Liebhaber. Katharina Schlothauer gewinnt alle Sympathien für ihre überaus lebendige Studie einer liebenden jungen Frau. Maria Steurich gibt der Rolle der Franziska den ganzen Charme des einfachen Mädchens mit leicht sächsischem Akzent auf den Weg, das am Ende sogar den bewunderten Wachtmeister Werner in die Ehe entführt. 

Lebhafter Premierenapplaus vom Publikum im vollbesetzten Theatersaal, dazu Blumen für den Regisseur und das Ensemble aus der Hand des Intendanten Dieter Hallervorden. 

http://roedigeronline.de

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