Zum Inhalt: Feuerwerke sind schön und beängstigend zugleich. In der Tanz- und Musikproduktion “Derniers Feux” geht es um die Zeit kurz vor der Explosion, die von den Künstler*innen hinausgezögert wird.
Feuerwerk fasziniert in seiner Ambivalenz und Widersprüchlichkeit. Das Spektakel bringt Menschen zusammen, seine Explosion wird mit Freude und Furcht erwartet. Némo Flourets neue Arbeit “Derniers Feux” greift Bilder und Empfindungen auf, die in unserem kollektiven Gedächtnis verankert sind, und konzentriert sich auf den Schwebezustand vor der Explosion. In dieser Grauzone entsteht eine Choreografie der Erwartung und Verschiebung, in der Tänzer*innen und Musiker*innen als fahrende Künstler*innen die Bühnenlandschaft fortwährend verändern und den Abschluss der Vorstellung, das unvermeidliche letzte Feuer, aufzuschieben suchen.
Konzept & Choreografie: Némo Flouret Von & mit Calvin Carrier, Némo Flouret, Rafa Galindo, Tessa Hall, Philomène Jander, Per Anders Kraudy Solli, Jean Lemersre, Rubén Orio, Susana Santos Silva, Sophie Sénécaut, Wan-Lun Yu Bühnenbild: Philippe Quesne Kostümbild: Satoshi Kondo für ISSEY MIYAKE
''Das von Nemó Flouret ausgedachte und "angerichtete" Chaos hinterließ - außer gelegentlichem Staunen über so viel performative Unordnung - keine nennenswerten emotionalen Eindrücke; einmal war ich allerdings mehr als entzückt, als einer der Performer mitten auf den von den übrigen Performerinnen und Performern hin und her geschleppten Riesenpappen in Trance zu geraten schien und währenddem von einem seiner Kollegen, der ganz oben auf dem begehbaren Gerüst (Bühne: Philippe Quesne) mehrmals ein Bündel bunter Wimpel-Pfeile zu ihm nach unten auf die Pappen schoss ohne ihn freilich zu treffen oder gar zu verletzen, sozusagen attackiert wurde, und das sah dann glatt so aus als wäre es eine Szene aus dem "Heiligen Sebastian"; schön. - - Ansonsten war die sympathische Truppe, wie schon angedeutet, mit dem Hin- und Herschleppen von Riesenpappen und Pappbuchstaben und hohen Stäben, an deren Spitzen sie abenteuerlich aussehende Klamotten gehängt hatten und diese ab und zu ins Parkett hinein schwenkten, über eine Stunde lang beschäftigt. Als musikalischen Backround nutzten sie eine (am Anfang der Performance überlang geblasene und absichtlich gequietschte) Trompete, eine Trommel, ein Tamtam und anderes elektronisch verstärktes Krachmacherzeug; das alles nervte ungemein.
Alles in allem: ziemlich sinnlos (was meine persönliche Wahrnehmung betraf). Dennoch freuten sich alle über den jubilierenden Applaus.'' schreibt Andre Sokolowski am 14. August 2025 auf KUKTURA-EXTRA
Ein Feuerwerk ist für den Eröffnungsabend von Tanz im August angekündigt. Doch bis auf ein paar Knallfrösche wird daraus nichts.
Der junge französische Choreograph Némo Flouret spielt slapstickhaft mit den Erwartungen. Schon die Trompetenfanfare zu Beginn schmerzt in den Ohren, da sie bewusst keinen Ton trifft. In der kommenden Stunde wuselt das Ensemble hilflos über die Bühne, schiebt Pappe hin und her, werkelt an dem unfertigen Gerüst, steht sich ständig selbst im Weg.
Zum großen Finale kommt es natürlich nie, dafür zu um so mehr Walk-outs aus dem HAU 1: das Prinzip dieser Choreographie ist schnell durchschaut und trägt nicht über die komplette Stunde. Stilistisch erinnert dieser Abend an den Mentor von Flouret, Philippe Quesne, der die Bühne für dieses Wimmelbild gebaut hat. Für Berlin musste der Abend noch mal angepasst waren, die Premiere in Avignon fand unter freiem Himmel statt, was noch besser zur Zirkusatmosphäre des Stücks passt.