1911_KDL_HAM_300x250

 


Er Putzt

Bewertung und Kritik zu

ER PUTZT 
von Marie Schleef & Team
 
Regie: Marie Schleef 
Premiere: 19. Januar 2025  
Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Berliner Autor:innentheatertage (2025) 
16. Juni 2025 (Deutsches Theater Berlin)


Zum Inhalt: Konstantin kümmert sich nicht nur um seine kleine Schwester Lada, wenn seine Mutter wieder bis spät in die Nacht Telefondienst hat, sondern putzt auch ihre Küche. Hingebungsvoll und akribisch. Ist es Kontemplation? Obsession? Oder der Versuch, in einer Welt des Fremdseins wieder Ordnung herzustellen?

Valeria Gordeev erhielt 2023 für ihren detailverliebten Text „ER PUTZT“ den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis. Momentan arbeitet die Autorin und Illustratorin an ihrem Debütroman „Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle“. Die vielfach prämierte Regisseurin Marie Schleef setzt das Textfragment nun erstmals auf der Theaterbühne um und entwickelt eine assoziative Slow-Motion-Performance, die sich fernab des gesprochenen Wortes auf eine sinnliche Suche nach Care-Arbeit, Selbstliebe und alternativer Maskulinität begibt.

Regie: Marie Schleef
Bühne: Lina Oanh Nguyễn
Kostümbild: Eleonore Carrière
Sound: Jae A Shin/Richard Janssen
Licht: Oliver Porst
Dramaturgie: Cosma Corona Hahne
Regieassistenz: Paul Ansmann
Vermittlung: Luisa Schumacher

1 Kritik

2.0 von 5 Sterne
  • 5 Stern(e)
    0
  • 4 Stern(e)
    0
  • 3 Stern(e)
    0
  • 2 Stern(e)
    1
  • 1 Stern(e)
    0
Er putzt von Valeria Gordeev
3 Monate her.
Kritik

''Im Theater klingt hier kaum hörbares Stimmengewirr aus dem Off bei noch ungeöffnetem Vorhang, der dann eine leere, für eine nicht vorhandene Küchenzeile geflieste Wand freigibt. Links steht eine kleine Kommode mit Videokassetten, darüber einen Kalender, der die Monate und Blumenmotive wechselt. Rechts gibt es eine Falttür und darüber eine Uhr. Herein tritt in Slow-Motion Konstantin, den es hier doppelt (Adi Hrustemović und Jonas Grundner-Culemann) gibt. Einer hat vorn am Zeh ein Loch in der Socke, der andere hinten am Hacken. Konstantin 1 knabbert laut hörbar an seinen Fingernägeln, während Konstantin 2 mit Handfeger und Kehrblech den Dreck wegfegt. Man könnte sie als zwei Charaktere ein und derselben Person sehen. Die Geräusche werden elektronisch verstärkt, überlagern sich und wiederholen sich im Loop. Dazu gibt es einen unterschwelligen Soundteppich (Jae A Shin und Richard Janssen). Eine Klang-Meditation mit total verlangsamten Bewegungen.

Der Abend teilt sich in etwa 4 Szenen, die nach leicht variiert wiederkehrendem Muster aufgebaut sind. Die Uhr dreht sich, die Falttür öffnet sich, Konstantin 1 tritt in die Küche macht das Licht an, erkennt irgendwo Schmutz, den Konstantin 2 mit Sprühreiniger, Staubsauger oder Staubwedel beseitigt. Im Hintergrund sieht man hin und wieder ein kuscheliges Staubmonster vorbeihuschen. Lada (in wechselnder Besetzung: Ida Rauschnabel oder Victoria Bloss) holt sich eine Kassette und sieht im Nebenzimmer Raumschiff Enterprise oder Akte X. Das erkennt man zumindest an den Titelmelodien. Kann sein, dass sich hier Autorin wie Regisseurin ein bisschen die Kindheit aus den 1990er Jahren wiedergeholt haben. Dreimal öffnet sich auch die Rückwand und lässt ein Raumschiff starten, oder ein riesiges Wattestäbchen schwebt von oben herab. Lada blubbert mit einem Brauseglas oder benutzt eine elektrische Zahnbürste. Konstantin wringt einen Schwamm oder wickelt ein Bonbon hörbar aus (eigentlich ein No-Go während einer Theateraufführung). Es tropft Wasser und plötzlich ertönt Meeresrauschen und Möwengeschrei. Die Regieeinfälle kennen da keine Grenzen. Eine nette technische Spielerei und Soundtüftelei, die szenisch allerdings kaum Spannung erzeugen kann und auch nicht mehr viel mit dem eigentlichen Text zu tun hat. Regie- nicht Autor:innentheater. Eine Meditation übers Putzen und das Vergehen von Zeit, die man am Ende auch anders verbringen könnte.'' schreibt Stefan Bock am 17. Juni 2025 auf KULTURA-EXTRA

Show more
0 von 0 Person(en) gefiel diese Kritik

PDF-Datei: 29,95 € 23,95 €


Weitere Formate auf Amazon & Play:
Taschenbuch / Kindle: 39,95 €
Google eBook: 29,95 €


UNSERE BÜCHER ALS PDF-DATEI


AUSWAHL


WIR EMPFEHLEN

1911_KDL_HAM_300x250


AUF DER BÜHNE © 2025