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Muttertier

Bewertung und Kritik zu

MUTTERTIER 
von Leo Lorena Wyss
Regie: Magdalena Schönfeld 
Premiere: 1. Februar 2025 
Zimmertheater Tübingen

Berliner Autor:innentheatertage (2025) 
11. & 12. Juni 2025 (Deutsches Theater Berlin)

Zum Inhalt: Drei Geschwister, eine dysfunktionale Familie und die flüchtigen Momente des Glücks: Am Krankenbett der Mutter erinnern sich drei Geschwister an das gemeinsame Aufwachsen zwischen Erdnussflips, Gummischlangen und Schwimmbad-Abenteuern. Die Leichtigkeit ihrer Kindheit wird überschattet von der psychischen Erkrankung der Mutter. Während sich das Muttertier ins Schlafzimmer zurückzieht, flüchten sich die Kinder in eine selbsterschaffene Parallelwelt. Die Mülltonne im Hof wird zur „Titanic“, mit der sie an Eisbergen zerschellen und sich spielerisch die Freiheit zurückerobern – bis die Realität sie wieder einholt.

Mit Johanna Engel, Jel Woschni, Fenna Benetz, Seraina Löschau

Regie Magdalena Schönfeld
Ausstattung Clara Rosina Straßer
Dramaturgie Sarah Charlotte Becker
Aufführungsrechte S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Technik Alexander Schwab, Lukas Lummer, Martin Kendon
Szenenfotos Alexander Gonschoir

1 Kritik

3.0 von 5 Sterne
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Poetisch-melancholischer Text über pychisch kranke Mutter
3 Monate her.
Kritik

Um die abwesende Mutter trauern drei Schwestern im Stück von Leo Lorena Wyss. Meist chorisch beklagt das Trio die psychische Erkrankung der Mutter, die nach einer Überdosis Tabletten an Schläuchen im Koma liegt. Am Krankenhausbett stehend erinnern sie sich an glücklichere Zeiten: ans Schwimmbad mit Pommes im Sommer, an endlose Wiederholungen ihres Lieblingsfilms „Titanic“ auf der Couch. Nirgends gelingt ihnen der Eskapismus aus der tristen Gegenwart so gut wie beim Anschmachten von Leonardo diCaprio und Kate Winslet, deren ikonischste Szenen das Trio nachspielt.

Wie Fliegen, die immer wieder vergeblich gegen die Gehirnwand prallen und den Ausgang nicht finden, erleben die Mädchen ihre kreisenden Gedanken. Wyss, in Hildesheim ausgebildete nonbinäre Autor*in, wurde für den kleinen, melancholisch-poetischen Text mit dem Retzhofer Dramapreis 2023 ausgezeichnet. Der ist traditionell mit der Uraufführung im Vestibül des Wiener Burgtheaters verbunden, 2024 wurde Wyss mit dem österreichischen Nestroy für den besten Nachwuchs-Stücktext ausgezeichnet.

Zu den Autor*innentheatertagen wurde nicht die UA eingeladen, sondern eine der drei weiteren Inszenierungen, die es von dem Stück bereits gibt. Im Zimmertheater Tübingen hatte am 1. Februar 2025 die Regie-Arbeit von Magdalena Schönfeld Premiere. Auf der Bühne stehen Fenna Benetz, Johanna Engel und Jel Woschni. Weitere „Muttertier“-Versionen gibt es bereits in Stuttgart und Köln. Die Einladung des Tübinger Teams in die DT-Box war sicher auch ein Akt der Solidarität für die von Kürzungen besonders gebeutelten Kolleg*innen.

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