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Pershing

Bewertung und Kritik zu

PERSHING
Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger
Premiere: 31. Mai 2025 
Theater Heilbronn

Zum Inhalt: Am 11. Januar 2025 jährt sich der Pershing-Unfall auf dder Heilbronner Waldheide zum 40. Mal. Es war dieses Ereignis, bei dem drei amerikanische Soldaten getötet und 13 weitere Personen zum Teil schwer verletzt wurden, das die Stadt für einen kurzen Moment zum Mittelpunkt der westdeutschen Friedensbewegung der 1980er-Jahre werden ließ. Die Explosion eines Pershing-II-Raketenmotors in unmittelbarer Nähe der auf der Waldheide gelagerten Atomsprengköpfe hatte nicht nur die Heilbronner aufgeschreckt. Tausende Menschen demonstrierten am 2. Februar 1985 mit einem Schweigemarsch von Heilbronn zur Waldheide gegen die Raketenstationierung und ab dem 8. Februar begann eine unbefristete Blockade des Pershing-Standorts. Plötzlich war auch dem Letzten klar, wie schnell es in unmittelbarer Nähe der Stadt zu einer Katastrophe kommen konnte. Knapp zwei Wochen nach dem Unglück, fasste der Heilbronner Gemeinderat, der sich zuvor jahrelang mit dem »Raketenstandort Waldheide« nicht befassen durfte, den einstimmigen Beschluss zu dessen Beseitigung. In der Folge demonstrierte nun die Heilbronner Bürgerschaft gemeinsam mit lokalen und überregionalen Friedensaktivisten sowie prominenten Vertretern der Friedensbewegung gegen die unmittelbaren Auswirkungen des NATO-Doppelbeschlusses. Die Proteste nahmen für die Verantwortlichen in der Politik derart beunruhigende Formen an, dass der damalige Verteidigungsminister Manfred Wörner am 25. April 1985 nach Heilbronn kam, um die Bevölkerung zu beruhigen — ohne Erfolg. Die Proteste endeten letztendlich erst mit der Unterzeichnung des INF-Vertrags im Jahre 1987.

Was ist seither nicht alles geschehen? Zwei Jahre nach dem Unglück sicherten sich die Großmächte im INF-Vertrag wechselseitig ihre Abrüstungsbemühungen zu, knapp fünf Jahre später fiel die Berliner Mauer. Das Ende des Kalten Krieges war absehbar und manifestierte sich endgültig mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1993. Auf einmal schien — zumindest für kurze Zeit — eine Welt denkbar, die nicht in bipolaren Machtverhältnissen aufging, eine offene, befriedete Welt, in der diplomatische Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen das Wettrüsten zwischen den Großmächten abgelöst hatten. Eine Utopie, der nur kurze Dauer beschieden war.

Regie & Konzept: Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger
Text: Regine Dura
Ausstattung: Jessica Rockstroh
Musik: Jonas Marc Anton Wehner
Licht: Johannes Buchholz
Dramaturgie: Mirjam Meuser
Theaterpädagogik Natascha Mundt
Mit: Pablo Guaneme Pinilla, Lisanne Hirzel, Gabriel Kemmether, Juliane Schwabe und Sven-Marcel Voss

1 Kritik

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Warum setzen wir sie nicht ein?
3 Monate her.
Kritik

''Theater als Bewahrer von Geschichte oder als Einmischung in die Gegenwart? Beides. In Heilbronn wird es Wirklichkeit. Die Autoren geben an, dass sie ausschließlich vorgefundene Originaldokumente verwendet, keine eigenen Texte hinzugefügt hätten.

Pershing könnte, so unerfreulich ihre Wahrheit ist, aktueller nicht sein, und wer würde Gift darauf nehmen, dass der Verrückte im Weißen Haus wie sein russisches Pendant Putin die Anwendung von Atomwaffen nicht ebenso bedenkenlos beschließt wie die Erhöhung von Zöllen („Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie nicht ein?“). In einem Interview mit dem österreichischen Standard warnt der Experte für Sicherheitspolitik und bewaffnete Konflikte Carlo Masala: „Ein zerfallendes Russland bedeutet 6.000 nukleare Sprengköpfe, wo man nicht weiß, was mit denen passiert, wer Zugriff bekommt.“

Die Figuren sprechen in Pershing nur gelegentlich zueinander. In der Regel wenden sie sich frontal an das Publikum. Montage ersetzt, was im klassischen Drama Dialog war. Das ist allerdings keine neue Entwicklung und erst recht keine Erfindung der Postdramatik. Das Verfahren war schon vor mehr als einem halben Jahrhundert vor allem im politischen Kabarett gang und gäbe.'' schreibt Thomas Rothschild am 1. Juni 2025 auf KULTURA-EXTRA

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