Eurydike kehrt aus dem Reich des Todes zurück ins Leben. Orpheus, der gefeierte Sänger, führt sie zurück durch Tunnel, über düstere Korridore, dunkle Aufzugschächte hinauf und fährt sie durch endlose, leere unterirdische Straßen. Während ihrer Reise erinnert sie sich, wie sie zu Lebzeiten als Autorin stets im Schatten ihres Geliebten Orpheus stand, in einer Gesellschaft, die für sie keinen eigenständigen Platz vorgesehen hatte. Je näher sie dem Ende ihrer Reise kommt, desto klarer wird sie sich über die Tatsache, dass ihr die schattenhafte Nicht-Existenz im Jenseits viel lieber ist, als ein fremdbestimmtes Leben im Körper einer Frau.
[justify]– [i] Orpheus ist auf Koks und Eurydike will endlich ihre Ruhe haben.
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[justify] Hektisch sitzt Eurydike (Jule Böwe) im Auto und rast zu Ihrem Sänger, Orpheus (Renato Schuch). Er singt, der Sänger. Nimmt Eurydike nur als Körper wahr. Sie ist sein Schatten. Ein Abbild von einem Mann; eine Muse, die ihre Individualität durch Kleidung erlangt. Keinen Tag bleibt der Macho ungefickt. Wird auf der Bühne von jungen Teenies angehimmelt. Und SIE? Die Frau? SCHATTEN...aufgewacht in der Unterwelt, befindet sich Eurydike in einer Zelle; sie ist tot. Alles verläuft hier ganz schnell. Die Zeit rast. Und Orpheus will seine Eurydike zurück. [/justify]
[justify] Regisseurin Katie Mitchell hat die SchauBÜHNE zum Filmset ummontiert. Die eigentliche Inszenierung findet auf der Leinwand statt. Bild für Bild. Szene um Szene; lernen wir über die Sprecherin Stephanie Eidt, Eurydikes Gedanken kennen. ... Weiterlesen [/justify]
Leider steht sich Mitchell mit ihrem Inszenierungs-Stil zum Teil selbst im Weg: die Technik ist so störanfällig, dass sich der Beginn der Premiere wegen eines Netzwerk-Fehlers fast eine halbe Stunde verzögert. Außerdem sind die Kamerafrauen und -männer im Dauerstress. Hektisch laufen sie hin und her, um die Schauspielerinnen und Schauspieler ins rechte Licht zu rücken. Damit unterlaufen sie die melancholische Grundstimmung.
Auch wenn Katie Mitchells „Schatten (Eurydike sagt)“ nicht in allen Punkten gelingt, ist ihr Versuch einer dezidiert feministischen Lesart nach den beiden bunteren, vielfältigeren Inszenierungen ihrer Kollegen ein bemerkenswerter Ansatz. Weiterlesen
''Es gibt tolle Szenen-Schnitte und zwingende Nahaufnahmen - beispielsweise auch (das Sexuelle hat bei Jelinek'schen Texten immer eine Großbedeutung), wenn und wie Eurydike von Orpheus in der Künstlergarderobe durchgevögelt wird; (...) Suggestiver Abend, ohne jede Frage.'' schreibt Andre Sokolowski am 29. September 2016 auf KULTURA-EXTRA
''Seltsamerweise gelingt es der Regisseurin nicht, beim Zuschauer besondere Beteiligung am Frust dieser Eurydike zu wecken. Dass ihr der selbstgefällige, mit Ketten und Ringen behängte Sänger auf die Nerven geht, versteht man nur zu gut. In die Unterwelt müsste sie freilich nicht gehen, um dort ihren Frieden zu finden.'' schreibt Peter-Hans Göpfert auf kulturradio.de