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Schaubühne am Lehniner Platz
www.schaubuehne.de
Kurfürstendamm 153 - 10709 Berlin
Telefon: 030 890023
SPIELPLAN & KARTEN

Tartuffe

Bewertung und Kritik zu

TARTUFFE
von Molière
Regie: Michael Thalheimer
Premiere: 20. Dezember 2013 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin

Molière führt den Heuchler und sein Opfer einem Publikum vor, das keinen Moment darüber im Zweifel gelassen wird, welche schlechten Absichten hier verfolgt werden und wie naiv Orgon sein muss, um diese nicht sehen zu können. Das Böse bezieht seine Macht nicht aus seiner unerkennbaren Gestalt, sondern ganz im Gegenteil, das Böse ist kinderleicht zu erkennen. Doch Orgon ist, wie wir alle, immer wieder dazu gezwungen, Menschen und der Welt zu vertrauen, wenn er leben will: Ohne Vertrauen wird jedes menschliche Verhältnis unmöglich. Außerdem ist das Böse manchmal auch ganz passend für unsere eigenen Pläne. Und was wäre, wenn Tartuffe heute die Wahrheiten verkörpert, die die Welt hören will?

Orgon: Ingo Hülsmann, Elmire: Regine Zimmermann, Tartuffe: Lars Eidinger, Dorine: Cathlen Gawlich, Mariane: Luise Wolfram, Damis: Franz Hartwig, Valère: Tilman Strauß, Cléante: Kay Bartholomäus Schulze, Madame Pernelle: Felix Römer, Monsieur Loyal: Urs Jucker

Regie: Michael Thalheimer
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Nehle Balkhausen
Musik: Bert Wrede
Dramaturgie: Bernd Stegemann
Licht: Erich Schneider

Dauer: ca. 105 Minuten

 
Meinung der Presse zu „Tartuffe“ - Schaubühne


FAZ
★★★★★

taz
★★★★★

nachtkritik
★★★★★

Berliner Zeitung
★☆☆☆☆

Der Tagesspiegel
★★★★☆

Die Welt
★☆☆☆☆

Zitty
★★★☆☆

tip
★★★☆☆

3.6 von 5 Sterne
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    1
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molieres tartuffe in vergoldeter regie von thalheimer
10 Jahre her.
Kritik
ein frollainwunder-lieblingsstück (was bedeutet, dass ich es mehrmals anschauschwelge). regie bei tartuffe führte michael thalheimer und die erste wow-idee ist die komplett schwarz-geschlossene bühne in der ein gold-matter schau-würfel eingelassen wurde (wer vorn sitzt muss hochschauen). nur ein kreuz prangt an der rückwand, ein montierter sessel ist das einzige requisit. durch fluchten winden sich die protagonisten quasi ins stück hinein und wieder raus. der güldene kasten dreht sich ab und zu ein wenig und auch mal mehr und wird zu neuen perspektiven. stellt die geschichte auf den kopf, bringt tartuffe in galante bewegung, während die anderen kriechen und stolpern müssen und kippt die betrogene familie ins bodenlose.

felix römer als clan-mutti führt in wallerock und halsbekraust kraftvoll in die geschichte ein. dann taucht selig-schauend sohn orgon auf (ingo hülsmann mit strähniger langhaarperücke). denn es ist ein so guter mensch ins hause eingekehrt: tartuffe! (das "tartuffe" wird fast zärtlich gesäuselt). barfuß und irgendwie-zerlumpt und auch langhaarsträhnig erscheint lars eidinger dann als leibhaftiger, den nackten oberkörper mit texten bemalt und setzt zu einer beeindruckenden predigt an. gebeugt, fanatisch. orgelsound wummert (das einzige sound-element). danach ist man eingenordet. gut und böse sind erklärt. 

tartuffe, der verkappte heuchler, wird nur vom verstörten sohnsohn und der herrlich nörgelnden haushälterin durchschaut. töchterchen dorine wird lieber wahnsinnig, als sie erfährt dass ihr verblendeter vater eine hochzeit mit tartuffe plant. tilman strauß als ihr geliebter valere fällt in den selben jaulenden wahn und diese darstellungen sind umwerfend komisch. die beiden winden sich, quietschen, äffen liebende nach und sind es doch auch ganz ernsthaft.

tartuffes lüsternheit zielt aber auf elmire, orgons weib, ab. irgendwann erkennt orgon, dass er verloren hat, betrogen wurde, verblendet war. haus und frau sind weg und der glaube auch irgendwie. (am ende bekommt tartuffe alles, jedenfalls in thalheimers inszenierung, im original wird der religiöse betrüger verhaftet).

die zuschauer bekommen hier aber auch alles. umwerfende slapstick ohne den klassiker von moliere ins lächerliche zu ziehen, faszinierend einfach-ausdrucksstarke regie-ideen. ein ensemble, das wie immer wunderbar miteinander agiert und in einzelperformances nur staunen lässt. franz hartwig als orgons sohn, der tartuffes heuchelei sogleich begreift, muss in eine körperliche ebene kriechen, in der er fast erstickt (nicht nur an keksen), die in ihrer trotzdem-kraft aber die bedrängnis des jungen zeigt, der vom vater enterbt-bestraft wird. extrem, extrem gut.

eidinger als tartuffe muss gar nicht so viel performen wie in hamlets ostermeier-kosmos, darf sich dosiert zeigen und geschmeidig den betrüger mimen. 

ein eleganter, vollendeter, klassisch schöner schaubühnen-abend mit wunderbaren textreimen aus alter zeit.

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