1911_KDL_HAM_300x250

     



    2023_BMG_still_banner_728x90

    Schaubühne am Lehniner Platz
    www.schaubuehne.de
    Kurfürstendamm 153 - 10709 Berlin
    Telefon: 030 890023
    SPIELPLAN & KARTEN

    Ungeduld des Herzens

    Bewertung und Kritik zu

    UNGEDULD DES HERZENS 
    von Stefan Zweig
    Regie: Simon McBurney 
    Premiere: 22. Dezember 2015 
    Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

    eventimKARTEN ONLINE BESTELLEN
    Buch kaufen

    Zum Inhalt: Der junge Soldat Hofmiller wird auf das Schloss des Herrn von Kekesfalva eingeladen. Die Abendgesellschaft ist ein voller Erfolg: Das Essen ist köstlich, der Wein erlesen, und Hofmiller gelingt es, eine amüsante Anekdote nach der anderen zum Besten zu geben. Betört von seinem Erfolg fordert er zum Abschluss des berauschenden Abends das Mädchen Edith, die Tochter des Schlossherren, zum Tanz auf. Doch Edith wird erst bleich und beginnt dann zu zittern; die Frauen, die sie flankieren, sind zutiefst geschockt. Hofmiller begreift, dass er einen Fauxpas begangen hat, aber erst als ihn Ediths Cousine aufklärt, dass Edith gelähmt ist, begreift er das Ausmaß seines Vergehens und flieht Hals über Kopf aus dem Schloss. Am nächsten Morgen schickt er einen Blumenstrauß, um sich zu entschuldigen und Edith kontert mit einer Einladung zum Tee. Schon bald ist Hofmiller täglicher Gast im Schloss, genießt die Gastfreundschaft der Familie und merkt nicht, dass sich die psychisch labile Edith unsterblich in ihn verliebt hat. Als Hofmiller die Wahrheit begreift, macht er ihr einen Heiratsantrag, doch als Edith erkennt, dass dies aus Mitleid geschehen ist, schlägt die anfängliche Freude in verzweifelte Wut und Rachsucht um …

    Regie: Simon McBurney
    Co-Regie: James Yeatman
    Bühne: Anna Fleischle
    Kostüme: Holly Waddington
    Licht: Paul Anderson
    Sound Design: Pete Malkin
    Mitarbeit Sound Design: Benjamin Grant
    Video Design: Will Duke
    Dramaturgie: Maja Zade

    Dauer: ca. 120 Minuten

    TRAILER

     
    Meinung der Presse zu „Ungeduld des Herzens“ - Schaubühne


    FAZ
    ★☆☆☆☆

    rbb
    ★★★★☆

    Berliner Zeitung
    ★★★★☆

    Die Welt
    ★☆☆☆☆

    Zitty
    ★★★★☆

    tip
    ★☆☆☆☆

    3.1 von 5 Sterne
    • 5 star
      1
    • 4 star
      6
    • 3 star
      0
    • 2 star
      1
    • 1 star
      3
    Stefan Zweigs »Ungeduld des Herzens« an der Berliner Schaubühne
    6 years ago
    Kritik

    An der Berliner Schaubühne wurde Stefan Zweigs Roman »Ungeduld des Herzens« zu neuem Leben erweckt. Regisseur Simon McBurney, Mitbegründer der berühmten britischen Theatergruppe Complicité, hat erstmals mit einem deutschen Schauspielerensemble gearbeitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

    Zunächst wird betont, dass es sich um einen Lesestoff handelt. Alle haben Manuskripte in der Hand. An Tischen werden Mikrofone aufgebaut. Dann erklärt eine Art Programmleiter, was gleich gespielt wird. Auf der Bühne sieht’s aus wie in einem Rundfunkstudio. Im Sitzen lesen die Schauspieler mit verteilten Rollen, schauen unbeteiligt. Einer erhebt sich stocksteif. Man erwartet einen langweiligen Abend.

    Die blaue Uniform mit Goldknöpfen

    Die Handlung beginnt mit dem Auftritt eines jungen blonden Mannes. Er nimmt eine blaue Uniform mit Goldknöpfen aus einem Glaskasten im Hintergrund, legt sie an. Sie spannt etwas. So ausstaffiert, setzt er sich auf einen Stuhl in der Mitte und benimmt sich wie auf einem Fest. Die Lesung hinter den Mikrofonen läuft weiter, er macht zunächst nur Pantomime dazu. Im Verlauf der Inszenierung verlassen einzelne Spieler die Tische und schlüpfen in Rollen, die anderen lesen weiter den Text. Nur die Dialoge werden richtig gespielt. In den Prosapassagen verharren die Spieler, deuten Mimik und Gestik allenfalls an.

    [url=https://www.jungewelt.de/bannercount.php?id=952&link=https%3A%2F%2Fwww.jungewelt.de%2Fabo%2F3wochenabo.php][/url]

    In dem Roman folgt ein Soldat in einem Provinzstädtchen der Einladung einer reichen Familie zu einer Abendgesellschaft, wo er die Tochter des Hauses zum Tanz auffordert. Ein Fauxpas. Sie ist gelähmt, was alle außer ihm wissen. Überstürzt flieht er aus dem Schloss. Später nimmt die Tochter seine Entschuldigung an, es kommt zu regelmäßigen Besuchen, bei ihm eher aus Pflichtgefühl und Mitleid, doch sie verliebt sich. Ihm ist jedes Gefühlsleben abtrainiert worden. Außerdem liegt es außerhalb seiner Vorstellungskraft, für eine »Lahme« zu entflammen. Als sie sich ihm offenbart, ist die Katastrophe unvermeidlich. Sie berührt seine Hand, er lässt es geschehen. »Nie vorher und nie nachher wurde jemals seine Hand mit so viel Hingabe und dem völligen Fehlen von einem bestimmten Ziel berührt«, heißt es dazu aus dem Off.

    Die Frau mit der Behinderung – selbstbewusst und modern

    Die Sprache ist so ausgefeilt wie die Psychologie der Charaktere, die Frau mit der Behinderung erscheint selbstbewusst und modern, hochaktuell sind Kriegswarnung und Analyse des Menschenfeindlich-Militaristischen. Verfasst wurde der Roman 1939, er spielt zu Beginn des Ersten Weltkriegs, wirkt aber wie heute geschrieben. Mit der Zeit nimmt man Tische und Mikrofone nicht mehr wahr, imaginiert einen nächtlichen Wald, das Schloss mit seinen Balkonen, den Rollstuhl – die Dramatik reißt einen mit. Es steckt viel Politisches in dem Stück: Kritik am Militarismus als einer absurden Flucht vor starken Gefühlen, vor Verantwortung, vor sich selbst. Soldaten haben kalt und gehorsam zu sein.

    Vorkriegsgesellschaft wie im Brennglas

    In der Figur des Schlossherrn wird ein typischer Aufsteiger beschrieben, dem als jüdischer Waise kein anderer Weg offenstand. Antisemitismus wird gezeigt, die Vorkriegsgesellschaft wie im Brennglas kenntlich gemacht. Die Stimmung im Stück erinnert an den Film »Das weiße Band«. Am Ende zeigt ein Bild im Hintergrund die abgebrannten Bäume von Verdun. Man sieht Soldaten in Filmsequenzen stolpern und fallen. Am Ende steht der Soldat selbst mahnend in dem Glaskasten, dem er zu Beginn seine Uniform entnommen hat. Nun ist sie blutig. Man ist wieder im Rundfunkstudio, das Stück ist aus. Eine Mahnung gegen den Krieg, die viel erklärt. Experiment gelungen. Große Empfehlung!

    Show more
    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    stefan zweig berührt auch noch heute
    8 years ago
    Kritik
    stefan zweig nahm sich 1942 das leben, er war 60, seine frau lotte lag an ihn geschmiegt, auch sie hatte sich dazu entschlossen. 3 jahre zuvor verfasste er "ungeduld des herzens", sein einzig vollendeter roman. tragisch, bitter, bitterromantisch. wie transportiert sich sein epischer roman in die heutige zeit? an der schaubühne als ambitioniertes action-literatur-theater. regisseur simon mcburney zersetzt die werkvorlage in einzelne teile, intensiv, temporeich, vital, dramaturgisch ein bildstarker reigen. christoph gawenda erzählt und ist hofmiller, der am tisch sitzt und raucht (keine ahnung warum hofmiller rauchen soll, es ist wohl eher gawenda, der die ränge immer wieder zuqualmt, auch schlaks moritz hält die zwei stunden nicht ohne aus). laurenz laufenberg ist hofmiller auf der bühne und setzt das atmosphärisch erzählte von gawenda um. marie burchard gibt die tragische figur der teilweise gelähmten edith, die sich schmerzhaft in hofmiller verliebt und spüren muss, dass er sie nicht begehrt, nur bemitleidet. mit in die seele schneidender stimme. eva meckbach ist die zweite frau im bunde und verkörpert auch mal einen kerl, einen von hofmillers kernigen kumpeln, die ihn immer wieder foppen. robert beyer schnarrt sich wie stets energisch durch seine rollen, auch die des vaters der beiden artigen mädchen. am ende wird es bitter um den jungen hofmiller, edith verliert den glauben, er verpasst den zeitpunkt, sie zu retten und zu lieben. ein interessanter gegenpart wird durch den väterlichen doktor entworfen. der hofmiller moralisch herausfordert, an dem hofmiller von vorwürfen gequält zerschellt. das drama nimmt zwei fast atemlose stunden lang seinen lauf. szene für szene blättert sich das werk des österreichers auf, ausdrucksstark in den details, den wechselnden kulissen, den dosierten effekten. das schaubühnen-ensemble ist auf den punkt eingenordet, bewundernswert, denn das tempo ist hoch. diese heutige ungeduld des herzens bannt. die akuraten strukturen, die der regisseur vorgibt, dienen der romanvorlage, die so mit all der hoffnung, dem schmerz, dem drama zu uns finden kann. zweig berührt auch heute noch, wenn man ihn so leidenschaftlich interpretiert (auch für teenager fassbar).
    Show more
    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik

    PDF-Datei: 29,95 € 23,95 €


    Weitere Formate auf Amazon & Play:
    Taschenbuch / Kindle: 39,95 €
    Google eBook: 29,95 €


    UNSERE BÜCHER ALS PDF-DATEI


    AUSWAHL

    AUF DER BÜHNE © 2024
    Toggle Bar