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    Maxim Gorki Theater
    www.gorki.de
    Am Festungsgraben 2 - 10117 Berlin
    Telefon: 030 202210
    SPIELPLAN & KARTEN

    eventim


    Lö Grand Bal Almanya

    Bewertung und Kritik zu

    LÖ GRAND BAL ALMANYA
    57 Jahre Scheinehe - Ein Singspiel
    Regie: Nurkan Erpulat 
    Premiere:  25. Mai 2018 
    Maxim Gorki Theater, Berlin 

    eventimTICKETS ONLINE KAUFEN

    © Esra RotthoffZum Inhalt: 57 Jahre nach dem deutsch-türkischen Anwerbeabkommen begibt sich das musikalische Schauspiel Lö Grand Bal Almanya erneut auf eine Zeitreise. Diesmal durch sechs denkwürdige Dekaden der Arbeitsmigration, besungen mit verschollen geglaubtem Liedgut, dokumentiert durch waschechtes Archivmaterial und begleitet von leidenschaftlichen Wanderern, die sich die Seele aus dem Leib singen, sich ungezügelt in Rage reden und penibel nach Antworten auf wichtigste Fragen der migrantischen Menschheit suchen: Warum wurde dem millionsten Gastarbeiter bei seiner Ankunft 1964 ein Moped geschenkt und kein Feuerlöscher, wie es ursprünglich geplant war? Ist das seit der historischen Bananeneuphorie 1989 hartnäckig kursierende Gerücht, die Mauer wäre ausschließlich auf Türkenköpfe gefallen, ein anatolisches Post-Faktum? Ab welchem Mindestalter darf ein Muselmane das Bundesverdienstkreuz stolz an seiner Brust baumeln lassen? Und was geht blutechten Nazis durch den Kopf, wenn sie den eigenen Gedankendung aus dem Munde einer morgenländischen Ziegenliebhaberin nicht nur stilvoller, sondern wahrhaftiger aufgetischt bekommen? Diesen Fragen widmete sich Regisseur Nurkan Erpulat bereits 2010 in Lö Bal Almanya am Ballhaus Naunynstrasse. Die Neuinszenierung am Gorki zeigt nicht nur einen Tapeten-, sondern vor allem einen Paradigmenwechsel. Denn in den letzten acht Jahren hat sich Doyçland fast bis zur Unkenntlichkeit veschönert. Nur die totenblasse Lesart der deutsch-türkischen Wanderlust bleibt wie immer eine erbärmliche Untertreibung. Der nächste Anlauf also, sich dem Wahnsinn mit neuen Fragen spielerisch zu stellen.

    Text: Nurkan Erpulat, Tunçay Kulaoğlu
    Regie: Nurkan Erpulat

    Bühne: Alissa Kolbusch
    Kostüme: Pieter Bax
    Musik: Tobias Schwencke
    Ton: Hannes Zieger
    Licht: Jan Langebartels
    Dramaturgie: Tunçay Kulaoğlu
    Livemusik: Tobias Schwencke

    TRAILER

    2.0 von 5 Sterne
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    In Opferrollen gedrängt
    5 years ago
    Kritik
    ''Zur aktuellen Beziehung zwischen türkischstämmigen Deutschen und Bio-Deutschen hat der Abend, trotz Neuauflage, nichts mitzuteilen. Die NSU-Morde werden innerhalb von Minuten abgefrühstückt, ein Flüchtling wird kurzerhand erschossen, im Schlussbild putzen Menschen vor einer Feuersbrunst Gewehre – letzteres wohl Symbol für deutsche Waffenverkäufe in Krisengebiete. Selbstverständlich kann und muss man all das kritisieren, das steht außer Frage. Der Erkenntnisgewinn liegt bei dieser Schnell-Bebilderung allerdings bei Null. Der Humor des Abends geht an die Geschmacksgrenzen. Schon im Programmheft werden die "orientalischen Schaben", äußerst reproduktionsfreudige und resistente Kakerlaken, mit den "deutschen Schaben" verglichen – die noch gar nicht begriffen haben, dass sie weltweit unter diesem Namen bekannt sind. Das soll wohl Satire sein; den Programmzettel durchkrabbeln Scharen von Schaben-Illustrationen. Allerdings ist der Ungeziefer-Vergleich für ganze Regionen und Nationen doch sehr problematisch. Türken (oder Deutsche mit türkischen Vorfahren) werden in der Inszenierung lediglich als Ausgebeutete, als Leidtragende der rein rechtspopulistischen bis rechtsradikalen deutschen Gesellschaft karikiert und in eine Opferrolle gedrängt, auf die kein Mensch reduziert werden möchte – Parodie hin oder her. Was würde jemand wie der Grünen-Politiker Cem Özdemir zu dieser einseitigen Darstellung sagen, dessen Vater ebenfalls als Gastarbeiter nach Deutschland kam – und der heute genauso scharf gegen Erdogan wettert wie gegen die AfD? Andererseits: Özil und Gündogan sind nicht die einzigen Deutschen mit türkischer Herkunft, die mitunter fasziniert auf den Despoten Erdogan blicken. Eine komplexe Situation, in der wir in Deutschland leben. Wo ist der Moment dieser Inszenierung, in dem Erpulat nicht spaltet, nicht beschuldigt, nicht die Gräben vertieft?'' schreibt Barbara Behrendt auf kulturradio.de
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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    57 Jahre deutsch-türkische Scheinehe
    5 years ago
    Kritik
    ''Auch die ausländerfeindlichen Brandanschläge von Mölln (1992) und Solingen (1993) kommen vor, wenn plötzlich ein kleines, zuvor gebautes Holzhäuschen in Flammen aufgeht und der Bürgermeister der türkischen Mutter, die beim Brand in Solingen ihre Kinder verloren hatte, das Bundesverdienstkreuz überreicht. Als zynische Beigabe gibt es hier noch einen Feuerlöscher obendrauf. Neu werden noch die Flüchtlingskrise und der NSU in diesem Abend aufgenommen. Ein mit Schwimmweste und Kältedecke bekleideter Schauspieler wird erst freudig begrüßt und später erschossen. Da ist man dann mit der Musik zum Rosaroten Panther und der massenhaften Aktenvernichtung auch ohne viele Worte endlich beim NSU-Skandal angekommen. Deutschland ist nach Nurkan Erpult nicht Kurt Weills Youkali, das Land der Sehnsucht, wo nie der Quell des Glücks versiegt. Und mit dem Pilgerchor aus Wagners Tannhäuser schaut man zu glühenden Flammen und Statisten mit Waffen noch in die düstere, zunehmend rechtsradikale Zukunft Deutschlands.  Bis dahin zieht sich der gut zweieinhalbstündige Abend aber auch etwas hin. Für ein paar auflockernde Breakdance-Einlagen sorgt noch Schauspieler Loris Kubeng. Gesanglich ist das, wie schon gesagt, ziemlich gut gemacht. Wäre da nicht der unbedingte Wille der Regie, immer noch schwarz-humorig und parodistisch einen draufzusetzen. Die Spitze dessen ist mit dem unsäglichen Auftritt von Sesede Terziyan als Islamkritikerin Necla Kelek erreicht. Die 1957 in der Türkei in einem säkularen Elternhaus geborene und seit 1966 in Deutschland lebende Journalistin ist mit ihren Ansichten zur Integration und zum konservativen Islam nicht unumstritten. Terziyan zeigt sie als mit sich überschlagender Stimme keifende, nach deutscher Anerkennung und Preisen gierende Islamhasserin. Dass Kelek sich damit der bürgerlichen liberal-konservativen Presse und rechtspopulistischen Kreisen andient und von denen auch ausgenutzt wird, darüber besteht kein Zweifel. Einer Diffamierung zur Verdeutlichung dessen bedarf es daher sicher nicht. Da will man wohl das Publikum mit billigen Lachern bedienen. Das sonst so liberale MGT hat sich mit diesem da doch etwas kleinkariert um sich schlagenden Grand Bal Almanya jedenfalls keinen besonders großen Gefallen getan.'' schreibt Stefan Bock am 27. Mai 2018 auf KULTURA-EXTRA
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