Die drei Leben der Hannah Arendt
Fernsehgeschichte hat das Interview von Günter Gaus, das er in der ZDF-Reihe „Zur Person“ mit der politischen Denkerin Hannah Arendt im Oktober 1964 führte. Eingehüllt in dichte Schwaden konterte die Kettenraucherin die Journalisten-Fragen mit süffisantem Lächeln, messerscharfem Verstand und je nach Situation mit maliziöser Ironie oder harschem Sarkasmus.
Fünf Spielerinnen aus dem DT-Ensemble (Mareike Beykirch, Svenja Liesau, Abak Safaei-Rad, Daria von Loewenich, Julischka Eichel) versuchen sich abwechselnd am Reenactment des Originals. Mit jeder Minute wird jedoch der große Abstand zum Original deutlicher, das in einem kurzen Ausschnitt ganz zum Schluss eingespielt wird.
Eine merkwürdige Entscheidung des Teams um Regisseurin Theresa Thomasberger und Bernd Isele, den neuen Chefdramaturgen des Hauses, war es, den prominenten Journalisten und späteren Ständigen Vertreter der Bundesrepublik in der DDR von einem Kinderdarsteller verkörpern zu lassen. Was ist Sinn und Zweck dieser Besetzung? Gaus zu veralbern und zu verzwergen? Was ist damit für die Auseinandersetzung mit Hannah Arendt, einer der bedeutendsten Theoretikerinnen und Zeitzeuginnen des 20. Jahrhunderts gewonnen? Meiner Meinung nach nichts.





