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Deutsches Theater Berlin
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Das Dinner

Bewertung und Kritik zu

DAS DINNER
nach dem Roman von Herman Koch
Regie: András Dömötör 
Premiere: 26. Oktober 2024 
Deutsches Theater Berlin

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Zum Inhalt: Was würden Sie tun, wenn Sie kurz davor sind, Premierminister des Landes zu werden und plötzlich von einem Verbrechen erfahren, welches Ihr halbwüchsiger Sohn zusammen mit seinem Cousin verübt hat? Für das es keine Zeugen zu geben scheint und das schon wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis des Landes zu verschwinden beginnt?

Zwei Elternpaare treffen sich in einem Nobelrestaurant zum Essen und tasten sich vorsichtig zwischen Aperitif, Vorspeise und zahlreichen weiteren Gängen voran. Denn jede:r einzelne in diesem Familienquartett weiß mehr als zunächst gedacht und bewertet die Situation anders. War es kindliche Naivität, jugendliches Austesten von Grenzen oder ein kaltes Verbrechen, was ihre Söhne da begangen haben? Müssen sie ihre Kinder anzeigen, damit die Jugendlichen zur Verantwortung gezogen werden können? Oder sollte man das Ganze lieber vertuschen, um ihren Söhnen die Zukunft nicht zu ruinieren? Schließlich war es doch nur eine verwahrloste Obdachlose, die zu Tode kam und die wirklich niemand vermissen wird, und haben nicht auch die Erwachsenen etwas zu verlieren? Fakt ist: Am Ende ist ein Mensch tot. Und die Eltern müssen reden. 

Das Dinner ist ein Moral-Krimi und ein Debattier-Stück voll raffinierter Wendungen und überraschender Finten. Es geht um Gewalt und wie sie unter dem dünnen Firnis der Zivilisation kraftvoll überlebt, wie der Aggressionstrieb des Menschen familiär übertragen und gesellschaftlich beschwiegen wird, wie er verdrängt, verharmlost und medikamentiert dafür sorgt, dass alles weiterhin gut funktioniert. Inszeniert wird das Stück von András Dömötör, der in den vergangenen Spielzeiten zahlreiche Stücke am Deutschen Theater realisierte: zuletzt Prima Facie von Suzie Miller in der Kammer und Verführung von Lukas Bärfuss auf der DT Bühne.

3.5 von 5 Sterne
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Well done, aber im Abgang etwas fad angerichtet
1 Monat her.
Kritik

''Was zunächst wie ein lockeres Geplänkel bei Champagner und Vorspeisen-Olive an Rosmarinkrönchen daherkommt, entwickelt sich spätestens beim Dessert zur moralischen Bankrotterklärung zweier sich für intelligent und fortschrittlich haltenden Paare. Paul hat ein psychisches Gewaltproblem, dass er in Rückblenden erfahrbar auch seinem Sohn Michel (Carlo Krammling) vorgelebt hat. Gelegentlich als Erzähler aus der Handlung austeigend erscheint Paul zunächst als netter Typ, der lieber in die Kneipe nebenan geht, als sich mit seinem Bruder und dessen Frau im Nobelrestaurant zu treffen. Dass er genau wie sein Bruder auf die Belegschaft des Restaurants herabschaut merkt man aber im Lauf des Abends. Klassismus und vermeintlich moralische Überlegenheit sind hier ebenso ein Thema wie die Scheinheiligkeit eines Politikers, der weltmännisch tut und sich in Phrasen und Selbstgefälligkeit ergeht. Die Hassliebe zu seiner Frau, die für ihn ihre eigene politische Karriere geopfert hat, leben die beiden in ständigen auch lautstarken Sticheleien aus.

Dömötör inszeniert den Dinner-Abend als relativ konventionelles Konversationsstück, das nur recht gemächlich aus dem Ruder zu laufen beginnt. Als auflockernde Gags dienen die Auftritte des Restaurantbesitzers (Jens Koch) oder des Kellners (Andri Schenardi), der die Menüfolge in blumigen Worten begleitet. Schenardi und Koch, die in Rückblenden auch Psychologe und Schuldirektor mimen und zusammen als Restaurantbesucher ein Selfi mit dem Politstar machen, dienen hier als notwendige Pausenclowns und spielen auch mal die Tat mit Obst- und Gemüsebeilage nach. Der sich zusehends ziehende Moraldiskurs findet sein nicht mehr allzu überraschendes Ende nach dem Kaffee in der Kneipe gegenüber, wo die taffe Löwen-Mutter Claire über sich hinauswachsen wird. Schauspielerisch ist das Dinner well done serviert. Ansonsten bleibt es im Abgang eher fad.'' schreibt Stefan Bock am 1. November 2024 auf KULTURA-EXTRA

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Stargespicktes Well made-Kammerspiel als Zeitreise in die 00er-Jahre für ein in Ehren ergrautes Publikum
1 Monat her.
Kritik

Eine Zeitreise in die späten Nuller-Jahre unternimmt das DT Berlin mit dem Well-made-Kammerspiel „Das Dinner“. Zwar seufzt Claire Lohmann (Maren Eggert) zu Beginn: „Das wird heute kein entspannter Abend“, doch hier zerbrechen nur die Fassaden des Bürgertums. Die Welt schien damals noch übersichtlicher und nicht ganz so aus den Fugen.
Ein großer Hit waren damals, landauf, landab, die Edelboulevard-Salon-Komödien von Yasmina Reza, allen voran ihr Klassiker „Der Gott des Gemetzels“ . 

Die erste Hälfte des Kammerspiels gehört vor allem Uli Matthes, der in der FAZ als „großer Virtuose des einfühlenden Realismus“ gerühmt wurde. Er genießt es sichtlich, endlich mal wieder die Register seines Könnens zu ziehen und in die Nuancen von Ekel und Angewidertsein über das snobistische Gehabe seines Bruders und Kellners einzutauchen. Zugleich darf er immer wieder aus der Handlung treten und dem Publikum als Erzähler neue Details über den Kriminalfall zuraunen, der bislang noch unter dem Teppich gehalten wird. Durch diesen Kniff, der dem Erzählstil des Romans folgt, wird die Theaterfassung von Regisseur Dömötör und DT-Dramaturgin Karla Mäder nicht ganz so glatt wie die Hollywood-Film-Version von 2017 mit Richard Gere, die Glamour auf den roten Teppich der Berlinale brachte, aber sonst kaum Spuren hinterließ.

Als zum Dessert die Wahrheit auf dem Tisch liegt, prallen die Gegensätze frontal aufeinander: Serge hat die eigene Karriere als Spitzenkandidat im Blick und will es nicht riskieren, mit der tickenden Zeitbombe des unaufgedeckten Totschlags einer Obdachlosen durch seinen Sohn und seinen Neffen anzutreten. Er plant seinen Rücktritt und will Yuri und Michel ihrer gerechten Strafe zuführen. Das ruft den Rest des Trios auf den Plan. Vor allem Claire, die bis dahin recht stumm und abgeklärt daneben saß, zeigt nun ganz andere Seiten und demonstriert die Grausamkeit, zu der eine Mutter fähig ist, die um die Zukunft ihres Sohnes kämpft. Als eine unnahbare Mutter, hinter deren Fassade es bis zum Gefühlsausbruch brodelt, ist Eggert auch im Anfang Oktober gestarteten Kinofilm „Der Spatz im Kamin“ von Ramon Zürcher zu erleben. Ihr gehört die zweite Hälfte des Abends, bis sie mit ihren Lieben ganz entspannt auf der Couch lümmeln und die Pizza vom Lieferservice in sich hineinmampfen darf.

Mit „Das Dinner“ liefert Iris Laufenberg nach vielen Abenden, die sich von den Vorgängern Bernd Willms/Oliver Reese und Uli Khuon abgrenzen und ein jüngeres, weibliches Publikum ansprechen, eine Well-made-Inszenierung, die das bürgerliche Stammpublikum in ihrer Lebensrealität abholt und mit einem handwerklich makellosen, stargespickten Edelboulevard-Kammerspiel zurück ins DT lockt. So voll war es dort in letzter Zeit selten, alle Vorstellungen bis Weihnachten sind schon jetzt ausgebucht, aber so in Ehren ergraut waren die Sitznachbarn auch schon lange nicht mehr.

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