Bewertung und Kritik zu
ULRIKE MARIA STUART
von Elfriede Jelinek
Regie: Pınar Karabulut
Premiere: 28. Februar 2024
Deutsches Theater Berlin
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Zum Inhalt: Wo ist der Platz der Frau im Gefüge der Macht? Wo sind die weiblichen Körper in der Revolution? Elfriede Jelinek ist wütend und ruft auf zum Bühnen-Terror, zum Aufstand der Töchter gegen die Väter, zum wilden Sturmlauf gegen das bürgerliche Repräsentationstheater. Wieder einmal beschwört sie maliziös Gespenster der Vergangenheit herauf zur Séance. In Reminiszenz an Schillers Drama treffen die schottische Herrscherin Maria Stuart und ihre englische Konkurrentin Elisabeth I. zum Königinnenstreit über die Deutungshoheit des politischen Diskurses und die (Un-)Möglichkeit politischen Handelns zusammen. Überblendet werden Schillers Königinnen von den Ikonen des linken Terrors: Ulrike Meinhof als Maria Stuart und Gudrun Ensslin als Elisabeth. Ein vielstimmiges Spiel um weibliche Identität beginnt, bei dem die Konturen der historischen Vorlagen verwischen.
Die Zerrissenheit der weiblichen Identität zwischen Selbstfindung, Öffentlichkeit, politischer Arbeit und Familie verbindet Jelineks Frauen über unterschiedliche Perioden der Geschichte hinweg. Quicklebendig monologisieren sie in Endlosschleifen, durch pausenlose Textblöcke und gewaltige Sprachflächen, vermischen dabei Trivial- und Hochliteratur mit dokumentarischen Zitate, Sprachspiele und Kalauer mit Trash und der Informationsflut des medialen Zeitalters. Und der Eifer ihrer Rede kennt kein Ende. Women Silencing war gestern.
REGIE Pınar Karabulut BÜHNE Michela Flück KOSTÜME Claudia Irro Daniel Murena LICHT Cornelia Gloth DRAMATURGIE Daniel Richter