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Berliner Ensemble
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SPIELPLAN & KARTEN

Herkunft

Herkunft

von Saša Stanišić

in einer Fassung von Johannes Nölting

Regie: Stas Zyhrkov

Premiere: 13.11.2025, Berliner Ensemble, Neues Haus

 

Zum Inhalt: Stellen Sie sich vor, Ihre Vergangenheit passt in einen Koffer. Oder auf ein Blatt Papier. Oder in einen Theaterabend. Stellen Sie sich vor, Sie müssten erzählen, woher Sie kommen, wer Sie sind – und Sie wüssten: Die Wahrheit hat viele Versionen. Saša Stanišić schreibt in seinem preisgekrönten Roman "Herkunft" gegen allzu leichte Wahrheiten und gegen das Vergessen an – mit Witz, Wut, Wärme und einem Blick für die Absurditäten des Erinnerns. Zwischen Višegrad, Heidelberg und dem Labyrinth der eigenen Biografie entsteht so ein vielstimmiges Spiel rund um Identität, Flucht, Familie – und die Kraft des Erzählens sowie den Drang, sich immer wieder selbst zu erfinden. 

Stanišić selbst, 1978 im damaligen Jugoslawien geboren und 1992 als Jugendlicher nach Deutschland gekommen, macht seine eigene Geschichte zum Ausgangspunkt einer literarischen Erkundung: Was bleibt von einem Menschen, wenn er seine Heimat verliert? Wie viel Herkunft steckt in dem, was wir Zukunft nennen? Und lässt sich Heimat vielleicht gerade dort finden, wo Geschichten geteilt werden und Erinnerungen eine gemeinsame Sprache finden?

Daran knüpft der ukrainische Regisseur Stas Zhyrkov an, der seit der russischen Invasion im deutschen Exil lebt. Auch er trägt die Erfahrung des plötzlichen Aufbruchs, der Entwurzelung, in seiner Arbeit. Gemeinsam mit seinem Team und dem Ensemble inszeniert er "Herkunft" nicht als bloße Adaption, sondern als Dialog verschiedener Biografien, der die Fragen nach Identität und Heimat in die Gegenwart holt.

Bitte beachten Sie: In dieser Inszenierung kommen Stroboskop-Effekte zum Einsatz.

Regie: Stas Zhyrkov, Bühne und Kostüm: Jan Hendrik Neidert, Lorena Díaz Stephens, Musik: Bohdan Lysenko, Licht: Benjamin Schwigon, Dramaturgie: Johannes Nölting.


Mit: Marina Galic, Peter Moltzen, Jannik Mühlenweg, Joyce Sanhá.

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Hektische Schnelldurchlauf-Adaption verfehlt den subtilen Witz der Vorlage
2 Tage her.
Kritik

Die Strichfassung des Dramaturgen Johannes Nölting bleibt zwar nah an Struktur und Wortlaut der Roman-Vorlage, hat jedoch mit zwei Problemen zu kämpfen. Sie hetzt in etwas mehr als zwei Stunden mit enormer Geschwindigkeit durch die Roman-Vorlage. Statt Reflexionen und tastenden Abwägungen erleben wir auf der Theaterbühne ein vierköpfiges Ensemble, das vor allem in der ersten Hälfte fast ständig in hektischer, zielloser Bewegung ist. Hier tappt der Abend in eine selbstgestellte Falle: Da es sich um eine Vorlage handelt, die offenkundig nicht fürs Theater geschrieben wurde, waren sich Zhyrkov und sein Team sehr bewusst, dass ihre Adaption keinesfalls zu statisches Frontaltheater werden soll. Doch der Abend kippt in ein anderes Extrem: in unnötiger Hektik und ständiger Bewegung wie auf ADHS werden die Miniaturen heruntergerattert. Erst in der zweiten Hälfte traut sich der Abend mehr ruhige Momente und wird prompt deutlich besser.

Das zweite Problem ist, dass diese „Herkunft“-Inszenierung zwar häufig dem Wortlaut, aber nicht der Tonlage des Originals treu bleibt. Während Stanišić mit leisem Witz überzeugt, ist die Theater-Fassung oft eine Spur zu albern und drüber. Die gravierendste Fehlentscheidung war, die Rolle der Großmutter mit Peter Moltzen als schrullige Alte im Charleys Tante-Fummel zu besetzen. Statt der Trauer über das schrittweise Abgleiten in die Demenz, die das letzte Drittel des Romans bestimmt, erleben wir auf der Bühne eine Karikatur. Immerhin darf Moltzen auch für einen der wenigen nachdenklichen, stillen Momente sorgen: eine Stanišić-Passage über die Nostalgie einiger Jugoslawien-Veteranen ergänzt er durch eigene Gedanken zur untergegangenen DDR.

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