De Profundis
Mit seinem unverkennbaren sanften, melodischen Singsang setzt Harzer zunächst noch in völliger Dunkelheit zu seiner Abrechnung mit dem Ex an. Langsam gibt Steffen Heinkes Lichtregie den Blick auf Hansjörg Hartungs Bühne frei. Der Protagonist steht in einem schmalen Kasten, der seine Gefängniszelle symbolisiert, und konfrontiert das Publikum mit seinem fast zweistündigen Lamento.
Anders als z.B. Lina Beckmann in ihrem „Laios“-Solo wechselt Jens Harzer nicht zwischen den Figuren und auch kaum zwischen den Gefühlslagen. Der stille Schmerz wird zwischendurch verzweifelter und wütender, weicht wieder resignativen und abgeklärten Momenten. Aber während der kompletten fast zwei Stunden bleibt der Text bei der einen Perspektive des gequälten, ins Gefängnis verstoßenen, seiner Liebe beraubten Dichters, der vom Dandy zum Häftling abstürzte.
Trotz aller Kunstfertigkeit hat das deutliche Längen. Der Kopf eines prominenten Vordermanns senkte sich mehrfach minutenlang für ein Nickerchen, bis er wieder hochschreckte. Szenisch bleibt der Monolog minimalistisch, Harzer konzentriert sich ganz auf das Wort, bis auf den Biss in einen Plastik-Vogel oder eine Farbtube, die sich der Star in die Haare schmiert, soll nichts von der Schmerzens-Arie ablenken.





