K.
Sehr interessant klingt der Blick, den Barrie Kosky, legendärer Ex-Intendant der Komischen Oper Berlin, auf Franz Kafka wirft. Im ausführlichen Programmheft-Interview begründet er seine These, dass die besondere Komik, die in der Ausweglosigkeit seiner Erzählungen und Fragmente liegt, stark vom jiddischen Theater und Vaudeville in seiner Prager Heimat zur vorigen Jahrhundertwende geprägt ist.
Ans Berliner Ensemble brachte Kosky für seine zweite Gast-Inszenierung nach dem „Dreigroschenoper“-Dauerbrenner wieder seinen musikalischen Leiter und Pianisten Adam Benzwi und Alma Sadé aus dem Ensemble der KOB mit, die als Kafkas späte Lebensgefährtin Dora Diamant stimmlich glänzt.
Der Rest der sehr langen drei Stunden leidet darunter, dass das Sprechtheater dominiert und Miniaturen aus dem „Prozess“-Fragment allzu beliebig neben den Tagebucheinträgen aus Kafkas letztem Lebensjahr und Szenen aus mehreren Erzählungen aneinandergereiht werden. Ohne klaren roten Faden springt der Abend von Schnipsel zu Schnipsel, umkreist die von Kathrin Wehlisch verkörperte „K.“-Figur, ohne sie wirklich zu fassen zu kriegen und die interessante Ausgangsthese der jüdischen Prägung konsequent zu verfolgen.





