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Gittersee

Bewertung und Kritik zu

GITTERSEE 
von Charlotte Gneuß
Regie: Leonie Rebentisch 
Premiere: 2. November 2024 
Berliner Ensemble

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Zum Inhalt: "Wie läuft es mit Paul", fragt Marie. "Gut", sagt Karin. Doch das ist nicht wahr. Paul ist verschwunden. Wickwalz nennt es "Republikflucht" und der kommt jetzt übrigens häufiger. Der ist nett und stellt Karin Fragen. Ob Paul was erzählt hat. Was er erzählt hat. Dass man es vertrauten Menschen ansieht, wenn sie lügen. Und überhaupt, wer liebt, der geht nicht fort.

In ihrem viel beachteten Romandebüt "Gittersee" erzählt Charlotte Gneuß die Geschichte der 16-jährigen Karin, die ohne Vorwarnung aus ihrem jugendlichen Alltag gerissen wird. Sie erwacht in einer Welt, in der Wahrheit und Lüge gleichermaßen staatlich verordnet werden. Eine Welt, in der sie sich bald danach sehnt, die Wahrheit gar nicht zu kennen – um sie nicht verraten zu können.

Charlotte Gneuß, 1992 in Ludwigsburg geboren, studierte Soziale Arbeit in Dresden, Literarisches Schreiben in Leipzig und Szenisches Schreiben in Berlin. Immer wieder nähert sich Gneuß in ihren Texten der DDR, der Realität und der Utopie, in der ihre Eltern aufwuchsen und die es heute nicht mehr gibt. Auf die Bühne gebracht wird der Stoff von der jungen Regisseurin Leonie Rebentisch, die erstmals im Neuen Haus inszeniert.

3.0 von 5 Sterne
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DDR-Roman von Charlotte Gneuß fürs BE adaptiert
27 Tage her.
Kritik

''Die Regisseurin Leonie Rebentisch hat für ihr Debut am Berliner Ensemble den Roman adaptiert und auf die Bühne des Neuen Hauses gebracht. Den sprachlich recht sparsamen Text hat sie noch weiter verknappt. So kommen Karins Freund Paul und ihr trinkender Vater nicht mehr persönlich vor. Der Figuren-Kreis ist begrenzt auf die Mutter, die Kathleen Morgeneyer stets dauernervös performen muss, die Oma, die immer wieder von ihrem Kriegsdienst als Flakhelferin in Paris und Minsk schwärmt und hier mit Rahel Ohm in Kittelschürze fleißig Äpfel und Kartoffeln schält, und Karins beste Freundin Marie, betont lebenslustig gespielt von Irina Sulaver. Das sind nicht zufällig drei Generationen ostdeutscher Frauen. In der Vergangenheit verfangen die Großmutter, ohne Perspektive im Heute gefangen, die Mutter und eher unbefangen die beiden Mädchen, die hier oft miteinander scherzen und sich alles erzählen, auch dass Marie einen Westvater hat, den sie immer wieder im Urlaub mit der Mutter trifft, und dass sie einmal die erste Frau auf dem Mond werden will.

Die Entdeckung aber ist die junge Schauspielerin Amelie Willberg, die ihre erste Hauptrolle am BE spielt. Zwischen Freund, Freundin und Stasi-Kontakt Wickwalz (als psychologisch gewiefter Verführer, mal väterlichen Freund, mal guter Märchenonkel, gespielt von Paul Herwig) versucht sie ihre Autonomität zu behaupten und mit der Flucht Pauls umzugehen. In Wickwalz findet sie erstmals jemanden, der ihr zuhört, sie scheinbar ernst nimmt. Hier erfährt sie Aufmerksamkeit, die sie bisher als Betreuerin ihrer kleinen Schwester und Haushaltshilfe von Eltern und Großmutter nicht bekommt. Das ist in ihrer Ambivalenz und Zerrissenheit glaubhaft gespielt und sticht gegenüber den anderen mehr schablonenhaft gezeichneten Figuren hervor. Auch Rühle, gespielt von Gabriel Schneider, bleibt dagegen blass. Seine Beichte, auch für die Stasi berichtet zu haben, kommt nicht überraschend, das prompte krimiähnliche Ende mit Karins Rache an Wickwalz schon. Da ist viel Enttäuschung im Spiel.'' schreibt Stefan Bock am 7. November 2024 auf KULTURA-EXTRA

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Stasi- und Republikflucht-Kammerspiel in Moll
1 Monat her.
Kritik

Die Inszenierung bleibt sehr nah an der Vorlage. Nüchtern-lakonisch erzählen Autorin Charlotte Gneuß und Regisseurin Leonie Rebentisch von der 16jährigen Karin (Amelie Willberg): die erste Liebe Paul hat sich ohne Abschied vom Acker gemacht und "Republikflucht" begannen, wie Stasi-Offizier Wickwalz (Paul Herwig) beim Verhör mitteilt. In der Familie gibt es nur Stress für Karin: die Oma (Rahel Ohm) ist im Kommandoton ständig unter Strom, die Mutter (Kathleen Morgeneyer) ist heillos überfordert und lässt die Teenagerin die kleine Schwester betreuen und verschwindet schließlich ganz. Einziger Lichtblick ist die Mitschülerin Marie (Irina Sulaver), mit der Karin herumalbern kann. Das sind auch die raren Momente, in denen dieses düstere Stasi- und Flucht-Kammerspiel in Moll ein paar fröhlichere und lebendigere Szenen bekommt.

Durch dichte Bahnen aus weißen Lamellen schleicht sich Herwigs Stasi-Mann immer wieder aus dem Hintergrund auf die Bühne und in Karins Leben. Er bietet er die Schulter zum Anlehnen und die warmen Worte, die sie in ihrer Familie vermisst. (Der Vater ist in der Bühnenfassung komplett abwesend.) Roman und Theaterabend erzählen, wie die unsichere junge Frau in die Fänge der Stasi gerät, Leid bei Freunden anrichtet und einen überraschenden Ausweg findet. Zu leise anschwellender Musik von Fabian Kuss und in heruntergedimmtem Licht von Frédéric Dautier wird aber auch diese dramatische Zuspitzung des Plots ganz nüchtern-beiläufig im Kammerspielton erzählt, der die 230 Romanseiten und die zwei Theaterstunden prägt.

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