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    Berliner Ensemble
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    Bertolt-Brecht-Platz 1 - 10117 Berlin
    Telefon: 030 284080
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    Die Dreigroschenoper

    Bewertung und Kritik zu

    DIE DREIGROSCHENOPER 
    von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik)
    Regie: Barrie Kosky 
    Premiere: 13. August 2021 
    Berliner Ensemble 

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    Zum Inhalt: Mit ihren legendären Songs und einer ebenso unverschämt wie klug im Hinblick auf Sozialkritik umgearbeiteten, im Kern trivialen Geschichte um Liebe, Verrat, Geschäft und Moral wurde die 1928 an diesem Theater uraufgeführte "Dreigroschenoper" über Nacht zu einem weltweiten Überraschungshit. "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral", lauten die berühmten Zeilen – doch wer im Wohlstand lebt, lebt zwar angenehm, ist aber noch lange nicht gut. So haben Mackie Messer, Peachum und Co notgedrungen vor allem ihren eigenen materiellen Vorteil im Blick und betreiben einen erheblichen theatralen Aufwand, um ihn ohne Skrupel durchzusetzen und gleichzeitig genau das zu verschleiern oder gar zu beschönigen. Denn wer wäre nicht gern gut?

    In Barrie Koskys Lesart wird die "Dreigroschenoper" zu einer Großstadtballade über Menschen, die in einer funktionalen, nüchternen Welt ihr Glück suchen. Das würde zunächst damit beginnen, dass man nicht ständig befürchten muss, übervorteilt zu werden oder zu kurz zu kommen. Doch eben das ist in der Welt, die Brecht beschreibt, nicht der Fall. Im Gegenteil. Die Angst vor dem Absturz lauert im System, das keine Regeln, sondern nur Gewinner:innen oder Verlierer:innen kennt: Zerrspiegel des totalen Kapitalismus. So sind es bei Brecht nicht menschliche Untugenden, die gesellschaftliche Missstände erzeugen, sondern umgekehrt. Um daraus jedoch entsprechende Schlüsse zu ziehen und an den Verhältnissen grundsätzlich etwas zu ändern, sind die Figuren zu sehr damit beschäftigt, anderen und sich selbst etwas vorzuspielen. Gespielt wird mit gängigen, bis zum Klischee geronnenen Vorstellungen von der einmaligen Liebe als romantische Zweierbeziehung, mit Ideen von ewiger Freundschaft, von familiärer Fürsorge und von Mitleid als unabdingbare Voraussetzung für den Kampf gegen Unrecht; mit Versatzstücken aus dem Melodram, aus moralischen Rührstücken, aus Groschenromanen, aus dem Singspiel, der Oper, der Operette und vielem mehr. Die Autoren haben sich damit einerseits einen großen theatralen Spaß erlaubt und gleichzeitig erzeugt dieser ganze falsche Schein viel Einsamkeit, in manchen Fällen vielleicht so etwas wie "splendid isolation", in anderen führt der Weg eher ins Dunkel, in all die gesellschaftlichen Bereiche, die ausgeschlossen werden. Brecht gelingt das Kunststück, über soziale Kälte zu erzählen, ohne die Figuren herzlos erscheinen zu lassen. Ihr Verlangen nach Sicherheit, Nähe und Verbindlichkeit bleibt vor allem dadurch präsent, dass es sich nicht erfüllt – und durch die unvergessliche Musik von Kurt Weill.

    Regie: Barrie Kosky
    Musikalische Leitung: Adam Benzwi
    Bühne: Rebecca Ringst
    Dramaturgie: Sibylle Baschung
    Kostüme: Dinah Ehm

     

    Meinung der Presse zu „Die Dreigroschenoper“ - Berliner Ensemble


    Die Welt
    ★★★★☆

    Der Tagesspiegel
    ★★★★★


    tip
    ★★★★★

    3.6 von 5 Sterne
    • 5 star
      2
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    • 1 star
      0
    Star-Regisseur mit angezogener Handbremse
    2 years ago
    Kritik
    Sobald Barrie Kosky die Bühne mit seinem Team betrat, mischten sich unter den Applaus für Orchester und Ensemble deutliche Buhs. Waren das alles nur enttäuschte Traditionalisten, wie erste Stimmen vermuteten? Es lag vermutlich auch daran, dass Kosky diesmal alles vermissen ließ, was seine Inszenierungen an der Komischen Oper auszeichnet. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich eine Kosky-Inszenierung jemals so matt fand. Mit angezogener Handbremse arbeitet er sich durch den Abend. Besonders deutlich zeigt sich dies in den Nebenrollen: Kosky bringt normalerweise gerade die Statisten und Tänzer zum Funkeln, erst sie machen seine Abende zu dem großen Spektakel. Auch diesmal führt der Abendzettel eine Reihe von Namen auf, darunter beispielsweise Denis Riffel, der als „Siegfried“ in der „Drachenherz“-Produktion von UdK und Neuköllner Oper sein Talent zeigte. Sie haben aber nur kurze, blasse Auftritte. Kosky ist auch dafür bekannt, den queeren Aspekt in seinen Inszenierungen zu betonen, bis auf eine Cross-Gender-Besetzung von Kathrin Wehlisch als korrupter Polizeichef Tiger-Brown und den Lidschatten und Kajal-Strich von Nico Holonics, der als Mackie Messer vor allem auf der Zielgeraden in Gefahr gerät, die „Dreigroschenoper“ zur Solo-Show zu machen, ist davon wenig zu spüren und zu sehen. Weiterlesen
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    1 von 6 Person(en) gefiel diese Kritik
    Ein quietschender Wagen, Lametta, Schlangenmenschen und ein Galgen
    2 years ago
    Kritik

    Das Berliner Ensemble bringt „Dreigroschenoper“. Soho ist ein Gerüst aus Treppen und Stangen. Darin Peachum mit seinen Frauen, Polly, Mackie Messer und andere. Beachtlich ist die Beweglichkeit dieser Schlangenmenschen im stückblockierenden Gestell. Das Orchester und Publikum wird eingebunden, meist peinlich berührt.

    Constanze Becker und Laura Balzer gefallen als Lucy und Celia, Katrin Wehlisch als Brown herrlich verschroben und zeitnehmend mit dem Teewagen und Nico Holonics als Mackie erst nervend, dann der Gewinn des Abends, selbst wenn er am Galgen hängt.

    Erst als das ganze Gestell der ersten Szenen verschwindet, das ständige Lametta wegfährt, die Bühne frei wird und damit auch Luft für das Stück und die Zuschauer, die ebenso wie die Besetzung ohne jegliche Abstände in Coronazeiten mit steigender Inzidenz und ohne spürbare Luftzufuhr verweilen, endlich verfügbar wird, wird es richtig gut. Das übersteuerte Orchester kann man erwähnen, muss man aber nicht.

    Naja.

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    4 von 5 Person(en) gefiel diese Kritik
    Perfekte Besetzung aus dem BE-Ensemble heraus
    2 years ago
    Kritik
    ''Wie überhaupt alle Schauspielerinnen und Schauspieler richtig gut in ihren Rollen sind. Es sind alles Ensemblemitglieder des Berliner Ensembles und sie sind ja keine ausgebildeten Opernsänger*inne. Das müssen sie auch für die Dreigroschenoper nicht sein, aber sie sind perfekt besetzt. Bettina Hoppe als Spelunkenjenny in schrillem lila-orangen Outfit mit melancholischer und zugleich messerscharfer Stimme. Sie verrät ihren Mackie hinterlistig und es bricht ihr doch das Herz. Und in dieser Inszenierung ist endlich auch die Polly, gespielt von Cynthias Micas, nicht nur ein naives Mädchen. Sie ist eine starke Frau mit allen Facetten, die richtig austeilen kann. Und deren Stimme spielend vom jungmädchenhaften ins dreckige wechselt. Eine überzeugende Besetzung. Und da ist noch das Bühnenbild, sehr eigenwillig. Einen Großteil der Inszenierung füllt ein mehrteiliges Gerüst den Bühnenraumaus, ein Labyrinth aus kleinen Plattformen und Treppen dazwischen, auf dem die Schauspieler permanent hoch und runter klettern. Ganz schön anstrengend. In den Spielszenen und Dialogen bekommt dieses Gerüst eine dramaturgische Rolle, je nachdem wer gerade oben und wer gerade weiter unten sitzt. Das spiegelt die jeweilige Beziehung und die Machtverhältnisse darin wider.'' schreibt Andrea Handels auf rbbKultur
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    0 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Sangesschmelz und Operettenflitter
    2 years ago
    Kritik
    ''Zuweilen wähnt man sich allerdings in einer One-Man-Show. Der BE-Schauspieler dominiert selbst später an die Kette gelegt noch klar den Abend. Was nicht heißen soll, der Rest des Ensembles wäre nur Kostümstaffage. Auch Cynthia Micas als Polly (Die Seeräuber-Jenny) oder Bettina Hoppe als Spelunken-Jenny (Salomonsong) haben ihre großen Auftritte. Etwas ulkig kommt das Bettlerkönigpaar Peachem mit Constanze Becker und Tilo Nest daher, bis auch da die Peitsche knallt. Insgesamt könnte man sich das aber schon noch etwas dreckiger vorstellen. Selbst der Kanonensong, der ja immer wie ein Trigger für verschlafenes Publikum wirkt, verpufft hier zum beschwingten Herrenduett. Zwei alte Buddies im Clinch, wobei der Tiger Brown hier mit Kathrin Wehlisch gender-geswitcht ist, aber immer etwas zu melancholisch daher kommt. Dafür gibt es mal wieder echten Zickenkrieg zwischen Cynthia Micas‘ Polly und Laura Balzer als Kontrahentin Lucy, die bei Kosky auch ihre einst gestrichene Arie zurückbekommt. Viel mehr ist nicht zu berichten, außer dass die in die Jahre gekommene Wilson-Inszenierung mit ein paar schönen Schattenspielen noch eine kleine Reminiszenz erhält und der Mond über Soho gedoubelt wird. Ansonsten mehr Licht, schöne Show und wenig Schatten, denn wie es Josefin Platt in Brechts Moritat von Meckie Messer am Ende besingt, sind eben nur die im Lichte wirklich zu sehen.'' schreibt Stefan Bock am 15. August 2021 auf KULTURA-EXTRA
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