JOHANNA in «Die Jungfrau von Orleans» IV.

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    4. Aufzug, 1. Auftritt 

    Johanna allein. 

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    JOHANNA: 
    Sollt ich ihn töten? Konnt ichs, da ich ihm
    Ins Auge sah? Ihn töten! Eher hätt ich
    Den Mordstahl auf die eigne Brust gezückt!
    Und bin ich strafbar, weil ich menschlich war?
    Ist Mitleid Sünde? – Mitleid! Hörtest du
    Des Mitleids Stimme und der Menschlichkeit
    Auch bei den andern, die dein Schwert geopfert?
    Warum verstummte sie, als der Walliser dich,
    Der zarte Jüngling um sein Leben flehte?
    Arglistig Herz! Du lügst dem ewgen Licht,
    Dich trieb des Mitleids fromme Stimme nicht!
    Warum mußt ich ihm in die Augen sehn!
    Die Züge schaun des edeln Angesichts!
    Mit deinem Blick fing dein Verbrechen an,
    Unglückliche! Ein blindes Werkzeug fodert Gott,
    Mit blinden Augen mußtest dus vollbringen!
    Sobald du sahst, verließ dich Gottes Schild,
    Ergriffen dich der Hölle Schlingen!
    (Die Flöten wiederholen, sie versinkt in eine stille Wehmut)
    Frommer Stab! O hätt ich nimmer
    Mit dem Schwerte dich vertauscht!
    Hätt es nie in deinen Zweigen,
    Heilge Eiche! mir gerauscht!
    Wärst du nimmer mir erschienen,
    Hohe Himmelskönigin!
    Nimm, ich kann sie nicht verdienen,
    Deine Krone, nimm sie hin!
    Ach, ich sah den Himmel offen
    Und der Selgen Angesicht!
    Doch auf Erden ist mein Hoffen,
    Und im Himmel ist es nicht!
    Mußtest du ihn auf mich laden
    Diesen furchtbaren Beruf,
    Konnt ich dieses Herz verhärten,
    Das der Himmel fühlend schuf!
    Willst du deine Macht verkünden,
    Wähle sie, die frei von Sünden
    Stehn in deinem ewgen Haus,
    Deine Geister sende aus,
    Die Unsterblichen, die Reinen,
    Die nicht fühlen, die nicht weinen!
    Nicht die zarte Jungfrau wähle,
    Nicht der Hirtin weiche Seele!
    Kümmert mich das Los der Schlachten,
    Mich der Zwist der Könige?
    Schuldlos trieb ich meine Lämmer
    Auf des stillen Berges Höh.
    Doch du rissest mich ins Leben,
    In den stolzen Fürstensaal,
    Mich der Schuld dahinzugeben,
    Ach! es war nicht meine Wahl!


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