Yolcu schickt Christian Giese (Vater Todenhöfer) und Patrik Cieslik (Sohn) auf eine Desillusionierungs-Reise. Sie beginnt recht harmlos damit, dass der Sohn seinen Vater in die Geheimnisse von Skype einführt und die beiden Kontakt zu jungen Dschihadisten aufnehmen, die zum Islam konvertierten und sich in Ausbildungslagern für den Bürgerkrieg und Selbstmordanschläge ausbilden ließen. (...)
Während Giese und Cieslik über weite Strecken deklamieren müssen, dürfen sie in einer der besten Szenen des Stücks auch Theater spielen: Vater Todenhöfer träumt, dass ihn der Kalif des IS (gespielt von Asad Schwarz) zu einem Streitgespräch im Hamam empfängt. Als er schweißgebadet wieder aufwacht, zieht er nach seiner Rückkehr nach München eine Bilanz seiner Reise und hält ein Plädoyer für die in vielen Suren gepriesene Barmherzigkeit Allahs.
In einer Parallelführung wird während des ganzen Stücks das exemplarische Schicksal von Fabian eingeflochten, der zum Dschihadisten wurde und bei einem Attentats-Versuch von einem Querschläger getötet wurde. Etwas zu klischeehaft wird seine emotionale Verwahrlosung als Nährboden für seine Radikalisierung ausgebreitet: der Vater hat die Familie früh alleingelassen, die Mutter hatte wenig Zeit für ihn, die Freundin trieb sein Kind ab. Nur der salafistische Imam gab ihm das Gefühl, ihm zuzuhören und willkommen zu sein.
In längeren eingestreuten Erklärpassagen bringt dieser mit einigen Gags aufgelockerte, sehr didaktische Abend den Jugendlichen die Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten, zwischen friedlichem Islam und aggressivem Fundamentalismus und zumindest einige Ursachen für den syrischen Bürgerkrieg näher. Zusammen mit dem Begleit-Material für den Schulunterricht und den Publikumsgesprächen nach jeder Vorstellung ist „Inside IS“ gut für Schulklassen geeignet.
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